12.02.2012: Landesliga, 6. Runde: SG KK Hohentübingen – SV DT Esslingen 5.0:3.0
Weiterer Sieg mit Schönheitsfehlern
Das Match gegen den Dicken Turm aus Esslingen verlief ähnlich wie die meisten Spiele in dieser Saison: nicht ganz frei von Stockfehlern, aber immer noch gut genug, um zu gewinnen und die Liga weiter verlustpunktfrei anzuführen. Ein Schlüsselerlebnis gab es dabei schon vor Spielbeginn: Der Teamchef hatte nämlich, schusselig wie er ist, seinen Schrankschlüssel verlegt, wie er zu Hause gegen 8:40 Uhr feststellte. Eine panische Suchaktion brachte keinen Erfolg und konnte auch nicht lange andauern; es musste ja auch noch das Spiellokal aufgeschlossen werden. Von den Kollegen hatte erst einmal auch niemand einen Schlüssel; man wählte daher den unkonventionellen Weg und demontierte von hinten die ohnehin schon sehr labile Schrankwand. So konnte das Spiel zum Glück doch noch angepfiffen werden. Auch der verschollene Schlüssel wurde später erfolgreich geborgen.
Das Spiel selbst verlief dann erst einmal weniger problematisch. Die Königskinder spielten eigentlich alle ganz manierlich und lenkten das Match Zug für Zug in die richtige Richtung. Nur Martin Schmidt (3) hatte dabei ein kleines Problem, er musste nämlich, wenn irgendwie möglich, um 12 Uhr gehen. Zum Glück ahnte sein Gegner Günter Kunert davon nichts. Martin erwischte einen günstigen Zeitpunkt für ein Remisangebot, als die ohnehin schon verwickelte Partie gerade besonders unübersichtlich wurde. Dem Esslinger war die Sache nicht richtig geheuer, so dass er das Angebot annahm. Auch bei Matthias Hönsch (1) ergaben sich einige Verwicklungen, allerdings ziemlich günstiger Art. Heinz Englmeier behandelte gegen ihn eine gängige Theoriestellung ziemlich ungewöhnlich, indem er plötzlich, wohlgemerkt bei eigener kurzer Rochade, seine Königsflügelbauern nach vorne peitschte. Damit erzeugte er im Grunde nur Schwächen im eigenen Lager. Matthias blieb ruhig, fand die richtigen Antwortzüge und hatte nach 24 Zügen schon gewonnen, da bei Englmeier einfach zu viele Figuren hingen. Bernd Staufenberger (5) hatte noch größere Verwicklungen auf dem Brett, was vor allem an seinem Gegner Hans Schreiber lag, der im Laufe der Partie gleich zwei Figuren opferte. Das erste Opfer lehnte Bernd ab, wonach sich eine ziemlich unklare Stellung mit ungleichem Materialverhältnis (Turm und zwei Bauern gegen Läufer und Springer) ergab. Das zweite Opfer wäre zumindest unter praktischen Gesichtspunkten besser ebenfalls abzulehnen gewesen, denn nach der Annahme sah sich Bernd einem gefährlichen Freibauernduo entgegen. Die Stellung war nun bereits nicht leicht zu spielen und nach einem falschen Damenzug kam Bernd ziemlich in die Bredouille. Zum Glück merkte der Gegner aber selbst nicht, wie gut er stand, und nahm mit dem Kommentar „zu kompliziert!“ Bernds Remisangebot an. Weniger Glück hatte Burkhard Seewald (8), der gegen Harald Blum eine (abgesehen von der weniger glorreichen Eröffnung) ordentliche Partie spielte und bei guter Stellung einen Bauern gewann. Etwas später war die Partie tatsächlich zu Ende, doch die Gratulanten schreckten alsbald zurück, denn der vermeintliche Sieger Burkhard saß da wie ein Häuflein Elend: kurz vor dem Ziel hatte er per Figureneinsteller den Punkt verschenkt. Der Teamchef, der von derartigen Niederlagen auch ein Lied singen kann, konnte seinen Mann indes ein wenig trösten, denn die verbliebenen Stellungen ergaben immer noch Chancen auf einen (knappen) Sieg. Zunächst musste aber sogar ein Rückstand verkraftet werden, da auch Karsten Neurohr (2) gegen Jürgen Rau eine unnötige Niederlage kassierte. Die Eröffnung lief eigentlich wunderbar und brachte einen gesunden Mehrbauern ein, doch dann ließ Karsten ohne Not ein gefährliches Qualitätsopfer zu, wonach es schon recht ungemütlich wurde. Ein weiterer Fehler genügte, um die Partie vollends kippen zu lassen. Postwendend sorgte Kai Schumann (6) mit einem Sieg gegen Bernd Hempel für den Ausgleich. Ausgangs der Eröffnung übersah der Gegner ein Manöver, das Kai einen Bauerngewinn einbrachte. Die Verwertung war wegen eines Doppelbauern nicht ganz einfach, aber der Esslinger tauschte recht devot bis ins verlorene Springerendspiel ab. Michael Schwerteck (4) musste in gewisser Weise gegen den „hauseigenen“ Großmeister antreten, da sein Gegner Udo Scharrer mit Schwarz weitgehend dem Lanka'schen Repertoire folgt. Die tags zuvor angeforderten Unterlagen halfen nicht richtig weiter: es gewinnt ja immer der Falsche! Zum Glück fanden die elektronischen Sekundanten noch einen dort überhaupt nicht erwähnten Aufbau, der nicht nur nicht verliert, sondern sogar einen richtig cleveren Eindruck macht (was wohl der Meister dazu sagt?!). Zumindest von den Stellungsmustern her kam es dann auch genau wie geplant: schöne Druckstellung, Raumvorteil und der Gegner konnte eigentlich nur auf den hinteren Reihen abwarten. Es folgte nach und nach die Infiltrierung nebst Bauerngewinn, mit klar gewonnenem Endspiel. Eigentlich eine feine Partie mit ein paar richtig guten Zügen, wäre da nur nicht eine seltsame Phase kurz vor der Zeitkontrolle gewesen, als Michael den Angriff auf seinen Bauern a2 schlicht und einfach vergaß (kein Drama, aber völlig unnötig). Witzigerweise hatte der Gegner aber genau denselben Blackout und griff nicht zu; wenige Züge später war der Käse dann gegessen. Zum Schluss spielte noch Heiner Uhlig (7), der nach günstiger Eröffnung nicht das beste Timing für die Stellungsöffnung erwischte und noch ein paar heikle Momente durchstehen musste. Sein Gegner Franz Speicher verpasste jedoch die besten Möglichkeiten und verlor in Zeitnot dann vollends den Faden, was in einem Figureneinsteller gipfelte. Danach zog sich das Endspiel zwar noch in die Länge, war aber nicht mehr richtig spannend.
Zum Diagramm: Ein interessanter Moment aus der Partie Schreiber – Staufenberger. Es geschah 20.Sxc5!? (auch 20.Sxd6!? ist zu prüfen), worauf die Replik 20...g3!? erfolgte. Ob das die besten Züge sind, weiß der Kuckuck. Wer hier den Durchblick hat, bitte melden, wir brauchen noch einen Spieler für die Verbandsliga :-)