In dieser Saison wird die neu gestaltete A-Klasse in zwei Staffeln ausgetragen, wobei die dritte Mannschaft der KöKis in der "Staffel Ost" als Mitfavorit ins Rennen geht. Gespielt wird mit 6-er Mannschaften, was potentielle Personalengpässe und die damit verbundene Zahl kampfloser Partien reduzieren dürfte. Jüngere Spieler der bisherigen Kreisklassemannschaft sowie ein Teil des Stammes der A-Klässler sollen eine schlagkräftige Truppe mit Aufstiegsambitionen bilden. Diese Schlagkraft sollte im ersten Spiel gegen die an Nummer zwei gesetzten Reutlinger unter Beweis gestellt werden, was auch eindrucksvoll gelang.
Jonas Batra(6) musste wahrscheinlich nicht an die Grenzen seiner schachlichen Möglichkeiten gehen, um seinen Gegenspieler unter Kontrolle zu halten. Er gewann seine Partie recht schnell und souverän. Solche Siege darf Jonas getrost und gerne mitnehmen, wo er doch selbst in der vergangenen Saison trotz guten Spiels seiner mangelnden Wettkampferfahrung oft Tribut zollen musste. Jiaxuan Liang (5) sprang für den erkrankten Nikolas Wildermuth in die Bresche. Bereits im letzten Jahr war er nicht nur der Sonnenschein der Mannschaft, sondern hatte auch prächtig gepunktet. Er knüpfte gegen Reutlingen direkt wieder dort an und machte schnell klar, wer der Herr im quadratischen Ring aus 64 Feldern war. Mit 2:0 ging es in die zweite Stunde. Andreas Estedt (4) lieferte sich mit seinem ehemaligen Vereinskameraden aus Reutlingen ein für Herren älteren Semesters recht munteres Mantel-und-Degengefecht, das in einem Endspiel mit verschiedenfarbigen Läufern im Remis endete.
Yannik Hurm (3) setzte am Nebenbrett geduldig und mit unbeirrter Mine Zug um Zug, wobei er seinen Vorteil kontinuierlich ausbaute. Dieser wurde dann auch in Form einer Mehrfigur sichtbar. Nachdem der Reutlinger seine vorletzte Hoffnung in Form eines Freibauern auf der 6. Reihe aufgeben musste, war die Partie eigentlich enschieden. Als allerletzte Hoffnung sollte dann noch eine Pattfalle herhalten, was Yannik nicht einmal ein müdes Lächeln abringen konnte. Er quittierte den Plan mit einem Matt. Moritz Hurm (2) spielte ebenso konzentriert wie sein Bruder. Interessant zu beobachten, wie unterschiedlich sich die mentale Disposition in den Gesichtern der Spieler widerspiegelt: Moritz schien äußerlich vollkommen unbeeindruckt vom Geschehen auf dem Brett, während man auf der Gegenseite die geistige Arbeit im Gesicht quasi nachlesen konnte. Die vorentscheidende, komplexe Abtauschkonstellation im frühen Mittelspiel brachte Moritz auf die Siegerstraße. Er nahm seinen Sieg äußerlich mit der Gelassenheit auf, als habe er gerade die Nachricht erhalten, dass irgendwo in China ein Sack Reis umgefallen wäre...
Anil Batra(1) sitzt auch in dieser Saison am Spitzenbrett - und natürlich wieder zurecht. In der längsten Partie des Tages wehrte sich Anils Spielpartner durchaus tapfer. Doch Anil schien sich längst sicher zu sein, seinen Vorteil locker ins Ziel zu bringen. Auf die 12-Uhr-Frage des Mannschaftsführers, ob man ihm ein koffeinhaltiges Heißgetränk reichen dürfe, antwortete er mit der Gelassenheit eines designierten Gewinners lediglich: "Ich brauche keinen Kaffee mehr...". Das könnte eine gute Saison für die Hohentübinger werden - und dazu muss man keinen Kaffeesatz lesen können.