03.-11. 06. 2017: Deutsche Jugendeinzelmeisterschaft
Hohe Anforderungen für Nikolas – die
Deutsche Jugendeinzelmeisterschaft
Bericht
von Heiner Uhlig
Nikolas
Wildermuth hat vor gerade einmal 16 Monaten sein allererstes Turnier gespielt.
Umso größer war unsere Überraschung, als der 10-Jährige im April auf der
Württembergischen Jugendeinzelmeisterschaft sich gleich auch noch für die
„Deutsche“ der Jahrgänge 2005, 2006 (U12) qualifiziert hat.
Die
Freude über diesen frühen Erfolg war
natürlich ungeheuer groß. Nun geht bei der DJEM allerdings die Crème de la
Crème aus den 16 Bundesländern in den einzelnen Jahrgangsgruppen an den Start, von
denen niemand auch nur ein einzelnes Remis gegen einen formal schwächeren
Spieler hergeben möchte. Dabei hatten die beiden ersten der Startrangliste (R.
Bethke (2151) und A. Krastev (2105) eine Spielstärke, die sich an den Spitzenbrettern
in der ersten Mannschaft der Königskinder sehr wohl behaupten könnten und das
mit 11 bzw. 12 Jahren.
…und
wer nun denkt, dass diese Beiden den Sieg unter sich ausmachen würden, der irrte
sich gewaltig. Sieger wurde Jan Pubantz aus Niedersachsen, vor Jakob Weihrauch
aus Hamburg und Collin Colbow aus Bremen, während Alexander Krastev sich mit
dem vierten und Richard Bethke mit dem 13.Platz „begnügen“ mussten.   Â
Für
die drei württembergischen „Spitzenjungs“ David Rashba (4,5/11), Jork Reindl (5/11)
und Nikolas Wildermuth (3/11) mit ihren DWZ-Zahlen zwischen 1400 und 1500
Punkten war da nicht einmal ein „Blumentöpfchen“ zu gewinnen. So startete denn
unser Königskind auch vom fünftletzten Rang in einer Gruppe von 56 Kindern aus.
Damit war von Anfang an klar, dass es bei dieser Meisterschaft vor allem darum
ging, Grundlagen zu legen, Fehlerquellen zu analysieren und Erfahrungen für die
Zukunft zu sammeln. Dazu standen 11 Partien in den sechs Spieltagen vom 4.6.
bis zum 10.6. zur Verfügung, die es für ein intensives Praxistraining zu nutzen
galt.
Nur
„Erfahrungen zu sammeln“ kann allerdings auch recht schmerzhaft sein. Man sitzt
drei bis vier Stunden am Brett, „hirnt“ sich einen ab
und muss am Ende dem Gegner doch zum Gewinn die Hand reichen. Diesen „Frust“
gilt es erst einmal zu verkraften, um anschließend wieder guten Mutes die
nächste Partie zu beginnen. Das theoretische Wissen um die eigenen Defizite ist
das eine, das Erlebnis in der Praxis etwas völlig anderes.
Hier
verdient Nikolas ein großes Lob. Seine Spielfreude und seine Begeisterung für
den Schachsport sind nach wie vor ungebrochen. Wie auch sonst hätte er in 1,5
Jahren eine derart beachtliche Spielstärke erreichen können?! So war denn auch
von Frust keine Spur, nachdem er in den ersten 4 Runden gerade einmal ein Remis
erzielen konnte. Am Ende bescherten Nikolas seine 3 Punkte zwar nur den vorletzten
Platz, lag aber damit nur 0,5 Punkte hinter dem von
ihm selbst angestrebten Resultat. Schaut man sich seine „Werke“ genauer an, so
entdeckt man so manche Stellung, die ein etwas erfahrenerer Spieler sicher
gewonnen hätte. Für die Zukunft hat er sich nun vorgenommen, vor allem seine
taktischen Fähigkeiten, sein Endspielwissen und die Präzision bei der
Berechnung intensiv zu trainieren. Â
Zum
Schluss noch eine gute Nachricht: Nikolas kann im nächsten Jahr noch einmal in
der Altersgruppe U12 starten, vorausgesetzt
er qualifiziert sich ein weiteres Mal.
Ein
wirklich gutes Turnier spielte unser Alt-Königskind Yuan Wang, der in diesem
Jahr badischer Jugendmeister in der U12 geworden war. Zeitweise lag er sogar auf
Platz 6. Sein größter Erfolg war der Sieg gegen den
500 DWZ-Punkte stärkeren und an Platz 1 gesetzten Roland Bethke. Am Ende landete
er mit einem 50%-Resultat zwar „nur“ auf dem 25. Platz dafür aber weit vor seinem
Startlistenrang 38. Da er in nahezu allen Runden stärkere Gegner hatte, wurde dies
denn auch mit einem „DWZ-Sprung“ von mehr als 100 Punkten auf 1709 belohnt.
Glückwunsch!   Â
Ein
großes Lob geht an die Veranstalter. Eine solche Mammutveranstaltung mit fast
700 Teilnehmern reibungslos zu organisieren, dazu gehört schon etwas. Alle
Runden fingen auf die Minute pünktlich an. Auslosungen, Tabellen, die meisten Partien
waren schon kurz nach Abschluss einer Runde verfügbar und auch das
Freizeitprogramm stieß auf großes Interesse bei den Kindern und Jugendlichen.
Nikolas,
wie auch viele, viele andere wollen im nächsten Jahr unbedingt wiederkommen.
Das wird ganz sicher Kräfte frei machen, auch die eine oder andere Durststrecke
zu überwinden. Schach auf diesem Niveau erfordert wie jeder andere Sport auch
intensives Training und wer womöglich zur deutschen Spitze gehören möchte, der muss
Schach als Leistungssport betreiben. Bei den Jungen (Mädchen) bedeutet das,
täglich mindestens drei (eineinhalb) Stunden seiner Freizeit für ein
engagiertes Training „opfern“.
Wer
mehr wissen möchte, der findet ausführlich Informationen auf den Seiten der Deutschen
Schachjugend, z.B. unter