Nach dem überzeugenden Sieg gegen Ulm wollten die Hohentübinger gegen Reutlingen nachlegen, um die Hoffnung auf einen Klassenerhalt wieder auf mehr als einen Strohhalm ansteigen lassen. Trotz Absagen der Stammspieler Michael, Heiner und Kai schienen die Chancen nicht schlecht zu stehen. Mit Jonathan, Steffen und Theresa konnten vier durchaus hochkarätige Ersatzspieler organisiert werden - übrigens sogar die einzigen, die zur Verfügung standen, da alle anderen bei der Bezirksjugendeinzelmeisterschaft unterwegs waren. Und bisher spielten die Reutlinger Legionäre bis auf Ninov nur sehr vereinzelt. Bisher - denn wir erspähten schon bei unserer Ankunft viele unbekannte Gesichter. Bei der Mannschaftsaufstellung stand es dann endgültig fest: Von Brett 1 bis Brett 4 trafen wir auf die Kavallerie aus dem Osten. Lauritz Jansen kommentierte sein Spiel gegen Ninov (ein Großmeister an Brett 3 in der Verbandsliga!) mit "Wenigstens ist die Partie dann schnell vorüber oder läuft gut für mich."
Es ging allerdings nicht gut los für die Königskinder. Martin Schmidt (Brett 2) traf in der Eröffnung gegen Hadjesi Balind Nadj eine falsche Entscheidung und geriet in einen unwiderstehlichen Königsangriff. Kurz dachte er und auch ein paar seiner Mannschaftskameraden, dass mit einem Figurenopfer wieder Gegenspiel da wäre; da opferte Weiß auf einmal die Dame. Die drei Figuren erwiesen sich der einzelnen schwarzen Dame, die die Stellung fast im Alleingang zusammenhalten musste, als überlegen und so stand es nach nicht einmal einer Stunde 1-0 für die Gastgeber. Kurzzeitig konnte Jörg Jansen (5) den Stand noch einmal ausgleichen. Gegen Marian Taras holte er in der Eröffnung großen Vorteil heraus und war drauf und dran, seinen gedeckten Freibauern gewinnbringend einzusetzen. Dann jedoch übersah er eine Fesselung, lag auf einmal einen Bauern hinten und überlegte, wie er sich jetzt wieder in die Partie zurückkämpfen konnte. Trotz des Minusbauern stand er immernoch besser und vermutlich sogar auf Gewinn, aber einfach war es nicht. Da gab Schwarz auf einmal auf.
Nun gingen jedoch in rascher Folge alle Stellungen an den Spitzenbrettern verloren. Matthias Hönsch (1) lieferte sich ein scharfes Gefecht mit Novak Pezelj, aus dem dieser als Sieger hervorging. Sinisa Pezelj gewann gegen Nils Müller (4) aus der Eröffnung heraus einen Bauern und konnte diesen trotz der von Nils gestellten Fallen schließlich verwerten. Und der eingangs erwähnte Lauritz Jansen (3) wurde von Nikolai Ninov einfach überfahren. Da gab es auch keine Tricks mehr. "Ich wollte etwas Opfern, um Gegenspiel zu bekommen - aber ich konnte nichts opfern." meinte er dazu nach der Partie.
Zumindest schafften Steffen Kohler (7) und Theresa Peters (8) noch zwei Unentschieden. Steffens Stellung sah immer etwas wackelig aus, aber Thomas Frey konnte gegen ihn nicht durchbrechen. Theresa geriet gegen Philipp Jetter in der Eröffnung in Nachteil, aber im Endspiel jagte sie ihm so viel Angst mit ihrem Spiel gegen seinen Springer ein, dass er nicht die besten Züge fand. Theresa opferte sogar noch ihren Läufer, um Gewinnchancen zu erreichen, aber leider war die Stellung für Weiß dann doch zu halten.
Wie in alten Zeiten spielte auch dieses Mal Jonathan Estedt (6) eine der längsten Partien - in seinem Fall sogar die längste. Gegen Oliver Maas stand er wohl auf Gewinn, vergab das aber wieder. Mit einem Damenopfer ging es dann auch nicht weiter sondern führte zu einem Endspiel mit Turm+Turm+Dame gegen Läufer+Läufer+Springer. Jonathan spielte selbst das noch eine Weile weiter, aber es gab natürlich nichts mehr zu holen.
Die drei nächsten Gegner (Weiler, Pfullingen, Ebersbach) sind wieder harte Brocken und eine Überraschung ist unwahrscheinlich, aber wir werden auch hier versuchen, alles abzurufen. Leider werden wohl viele Stammspieler nur unregelmäßig spielen können, so dass wir auf die Spielbereitschaft der Ersatzspieler angewiesen sind. Im letzten Spiel gegen Bisingen geht es dann um den letzten Strohhalm - und um die Hoffnung, dass Reutlingen auch gegen Post Ulm sein Spitzenspieler zur Hilfe ruft.