Noah Maurer wollte einfach nicht in die richtige Staufer Open Stimmung kommen am Anfang des Turniers. Die Unterkunft der sechs (davon fünf spielenden) Königskindern war zwar gut und das Kongresszentrum bot wie üblich sehr gute Bedingungen, aber das Wetter war einfach nasskalt ungemütlich und am schlimmsten: Das B-Turnier wurde aus dem Parkett verbannt und fand nur aber der 1.Stufe statt. Für alle, die noch nicht in Schwäbisch Gmünd dabei waren: Die vordersten Bretter spielen unten. Wer unten dabei ist, ist also gut.
Von den Königskindern waren dabei Martin Schmidt im A-Turnier und unsere Jugend in Form von Philipp Staufenberger, Marius Hurm, Noah Maurer und Mathis Hofele im B-Turnier. Ursprünglich hatte auch Bernd Staufenberger mitspielen wollen, der aber kurz vor Beginn des Turniers zurückzog. Er hatte einfach zu viele ablenkende Gedanken im Kopf. Trotzdem war Bernd als Fahrer und Trainer dabei.
Ich hatte mit einem Remis gegen den DWZ-schwächeren Eberhard Hallmann (mit dessen Sohn ich bereits zweimal die Klingen gekreuzt hatte) einen etwas holprigen Start, aber danach folgten zwei Siege und ein weiteres Unentschieden. Die Siege waren zwar Pflichtsiege, aber trotzdem beide schöne und spannende Partien. Das folgende Spiel gegen den Fidemeister Jonas Rosner war dann doch eine andere Angelegenheit. Das äußerte sich hauptsächlich darin, dass ich die Eröffnung rasend schnell spielte und im entscheidenden Augenblick dann nicht auf Überlegung umschaltete. Der Schwung der Eröffnung ging etwas verloren und ich geriet kurz in die Defensive. Mit einem überraschenden Zug und einem gleichzeitigen Remisangebot wurde der Fidemeister aber genügend verwirrt, um das Remis anzunehmen. Tatsächlich zeigte sich in der späteren Analyse, das ich in einem weiteren Verlauf sehr gute Chancen gehabt hätte.
Die nächste Partie brachte mit Josef Gheng den nächsten Fidemeister, der dann nach einem scharfen Kampf auch als Sieger aus der Partie herausging. Über die nächsten beiden Partien möchte man dann lieber den Mantel des Schweigens breiten. Überhaupt keine Idee, keine Konzentration, zu viel Risiko... beide gingen folgerichtig verloren. In der Vorschlussrunde gegen Samuel Weber wählte ich extra eine extrem scharfe Variante gegen das Skandinavische Gambit, nämlich die prinzipielle Annahme des Gambits. Die Taktik ging voll auf, da Schwarz den Bauern nicht zurückgewinnen konnte und sich sein Vorteil schließlich verflüchtigte. Das Endspiel zu gewinnen war dann jedoch harte Arbeit und dauerte bis spät in den Abend hinein - tatsächlich mein längstes Spiel. Und das ausgerechnet am Abend vor der Abreise.
In der Schlussrunde gegen Achim Wild wurde meine Eröffnung total zerpflückt und ich dachte bereits ans aufgeben. Ich fand nur noch die Motivation, mich von Zug zu Zug weiterzuhangeln und der weißen Stellung kleine Nadelstiche zu versetzen - und dann nutzte ich einen günstigen Moment zum Zuschlagen. Mit einem gedachten Figurenopfer wollte ich meine Stellung befreien. Mein Gegner nahm das Opfer nicht an und stand dann auf einmal im Endspiel mit zwei Minusbauern da. Diese Stellung konnte ich ohne weitere Abenteuer zum Sieg führen und das Turnier damit mit 5/9 noch gut abschließen.
Noah legte trotz des fehlenden Feelings los wie die Feuerwehr. In der ersten Runde zeigte er mit Weiß seine hervorragenden Eröffnungskenntnisse und zerlegte seinen stärkeren Gegner, der Noahs Spiel nicht durchschauen oder nicht verhindern konnte. Danach erfolgte ein sicheres Schwarzremis, bevor in der dritten Runde erstmals ein schwächerer Gegner kam. In einem wilden Hauen und Stechen blieb Noah auch hier Sieger. Aus einem wilden Hauen und Stechen in der Eröffnung der vierten Runde ging das Königskinder mit einem Mehrturm hervor. Die Partie dauerte jedoch noch fast 20 Züge, bevor Antal Vengring einsah, dass seine Mehrbauern dem Turm nicht gewachsen waren.
Noah an Brett 1 des A-Turniers -
ein Blick in die Zukunft?
Bitter war dagegen das Remis in Runde fünf. Noah gewann eine Figur, behielt dann jedoch nicht ganz den Überblick und verlor sie wieder. Bezeichnend der Kommentar seines Gegners, als wir später (ohne ihn) analysierten: "Analysieren bringt doch nichts, jede Partie ist anders." Kann man natürlich so meinen, muss man aber nicht. Gegen Noahs nächsten Gegner war ich vor langer Zeit auch einmal angetreten, machte meine Sache aber wesentlich schlechter als er. Wieder eine verrückte Partie, die danach schreit, einmal in voller Länge präsentiert zu werden. Ob Noah Figurenopfer korrekt war, war in der Analyse danach nicht festzustellen. Am Brett hatte es aber die richtigen Auswirkungen: 5/6. Nach diesem Kampf war Noah ziemlich fertig und machte am nächsten Vormittag lieber schnell Remis, um sich auf die Nachmittagspartie zu konzentrieren.
Diese ging nur leider ziemlich schief. Der spätere Dritte des Turniers zerpflückte ihn mit seiner häuslichen Vorbereitung. Er hätte "gegen Houdini gespielt." war Noahs Kommentar hinterher. So bedient gelang in der Schlussrunde trotz Mehrbauer nichts Rechtes und ein Remis schloss sein Turnier ab. Mit 6/9 und einem Plus von mehr als 100 DWZ-Punkten aber trotzdem ein herausragendes Turnier, das am Ende kurioserweise noch mit dem zweiten Platz in der DWZ-Gruppe belohnt wurde. Kurioserweise deswegen, weil er den zweiten Platz eigentlich nicht hätte machen dürfen - selbst wenn man alle mit anderen Preisen aus seiner Grupper herausrechnet. Zum Ausgleich wurde Noah allerdings erster in der Jugendwertung - der Preis wurde unverständlicherweise seinem Letztrundengegner Florian Cöllen zugesprochen. Einen Protest ersparte Noah sich allerdings wegen der schlussendlich geringen Preisdifferenz.
Philipp startete mit einer Niederlage nicht gut, ließ dann allerdings in den nächsten fünf Partien drei Siege und zwei Unentschieden folgen. In der fünften Runde gewann er dabei gegen Noahs Gegner aus Runde vier, bevor seine Aufholjagd in der siebten Runde durch eine weitere Niederlage jäh gestoppt wurde. Zwei weitere Siege ließen das Turnier mit 6/9 dann jedoch im Rahmen der Erwartungen zu Ende gehen. Erwähnenswert dabei der Gewinn in der Schlussrunde gegen Noahs Erstrundengegner, dessen Bauernopfer Philipp schließlich überstand und verwandelte.
Nicht gut begann auch das Turnier von Mathis trotz eines Sieges zu Beginn. Danach spielte er jedoch irgendwie fahrig, verlor zweimal und remisierte zweimal, bevor er eine Serie von drei Siegen folgen ließ. Durch eine Niederlage in der Schlussrunde brachte er sich dann jedoch um die Früchte seiner Arbeit und schloss leicht unterhalb seiner Erwartung mit 5/9.
Richtig bitter startete Marius. In der ersten Runde verteidigte er sich gegen seinen stärkeren Gegner lange präzise und schien das Remis in der Tasche zu haben. Verzweifelt versuchte der Favorit dann unter Baueropfern die Stellung aufzureißen, das brachte aber allenfalls Schwarz Chancen. Marius rechnete schließlich alles korrekt, setzte dazu an die Partie zu gewinnen - vergaß dann aber seinen geplanten Sicherungszug, um den gegnerischen Bauern aufzuhalten. Damit waren alle Mühen vergebens. In der zweiten Runde überzog seinerseits Marius dann die Stellung als Favorit, hier war ihm aber gleiches Glück nicht gegönnt. Sein junger Gegner konterte ihn kühl aus. Nach einem weiteren Remis hatte Marius sich dann aber wieder gefangen und notierte am Ende nach immernoch nicht berauschendem aber größtenteils sicheren Spiel bei 5/9.
Da wir mit vier Jugendlichen angetreten war, stellten wir auch einer Jugendmannschaft, bei der einfach alle Punkte zusammengerechnet waren. In der Breite zeigten sich die Königskinder auch allen anderen Mannschaften klar überlegen und gewannen die Jugendmannschaftswertung mit 4,5 Punkten Vorsprung vor dem SK Langen.
Rang | Name | ELO | Punkte | BH |
---|---|---|---|---|
1. | Alexei Gavrilov | 2425 | 7.5 | 50.0 |
2. | Olexandr Bortnyk | 2552 | 7.0 | 51.0 |
3. | Alexandre Dgebuadze | 2502 | 7.0 | 48.0 |
79. | Martin Schmidt | 2063 | 5.0 | 37.5 |
Rang | Name | DWZ | Punkte | BH |
---|---|---|---|---|
1. | Roland Macho | 1841 | 8.0 | 47.5 |
2. | Markus Mock | 1849 | 7.5 | 49.0 |
3. | Bozo Starcevic | 1757 | 7.0 | 50.5 |
17. | Noah Maurer | 1675 | 6.0 | 46.5 |
31. | Philipp Staufenberger | 1750 | 6.0 | 38.0 |
72. | Mathis Hofele | 1603 | 5.0 | 38.0 |
73. | Marius Hurm | 1748 | 5.0 | 38.0 |