Verbandsliga, 1. Runde: SG KK Hohentübingen – TSV Langenau 3:5

Zwei Jansen-Siege reichen nicht

Schade, schade: Trotz etlicher guter Stellungen verloren die frisch aufgestiegenen Hohentübinger ihr Auftaktspiel. Eigentlich war Langenau eine der Mannschaften, gegen die man sich am ehesten etwas ausgerechnet hatte. Nicht dass man Favorit gewesen wäre, aber in Bestbesetzung war man doch annähernd auf Augenhöhe und hätte bei entsprechender Tagesform durchaus ein bis zwei Mannschaftspunkte mitnehmen können. Es sah auch lange Zeit recht gut aus, aber nach langem Kampf setzte sich dann doch überwiegend die Routine der Gegner durch. Für Familie Jansen lief es zwar mit 2/2 optimal, aber der Rest der Truppe konnte mit 1/6 nicht viel beisteuern.

Jörg Jansen (6) war selber überrascht, wie schnell seine Partie siegreich endete. In der Eröffnung hatte er nichts erreicht, aber dann spielte Bruno Schneider zu leichtsinnig und bemerkte nicht, dass seine Dame in Gefahr schwebte. Plötzlich war die Falle zugeschnappt und das wertvolle Stück gefangen. Matthias Hönsch (1) versuchte mit Schwarz gegen Peters Hahnewalds ruhigen Aufbau mit einem vorübergehenden Bauernopfer Leben ins Spiel zu bringen, was im Prinzip auch gelang, allerdings stand nach Rückgewinn des Bauern eher der Gegner besser. Dieser schien seinerseits keine großen Ambitionen zu haben, so dass man sich auf Remis einigte. Einen ganz bitteren Tag erlebte Heiner Uhlig (7), der gegen Rudolf Beck mit seiner trickreichen Eröffnung sehr gut fuhr und als Schwarzer schon bald besser stand. Im Mittelspiel verzettelte er sich ein wenig und büßte den Vorteil wieder ein, aber nach einigen Vereinfachungen schien im Endspiel zumindest noch ein Remis herauszuspringen. In diesem Moment passierte allerdings ein klassischer Fingerfehler: Anstatt zunächst einen erzwungenen Turmtausch durchzuführen, wie es natürlich geplant war, fasste Heiner die falsche Figur an, machte also quasi den zweiten Zug vor dem ersten. So war der zu tauschende Turm einfach ersatzlos weg und es blieb nichts als die Aufgabe. Lauritz Jansen (4) brachte seine Mannschaft wieder in Front, und zwar mit einer seiner typischen Partien, wo außer ihm keiner weiß, was los ist. Nachdem in verschachtelter Struktur längere Zeit manövriert worden war, brach kurz vor der Zeitkontrolle das Chaos aus, beide Könige waren in Gefahr und z.B. der Berichterstatter hatte nicht den blassesten Schimmer, ob nun Weiß oder Schwarz auf Gewinn stand oder irgendwas dazwischen. Lauritz hatte es offenbar entweder rechnerisch oder intuitiv richtig bewertet, denn er war den entscheidenden Tick schneller und zwang Albrecht Birzele mit einer forcierten Zugfolge zur Aufgabe. Der besagte Berichterstatter Michael Schwerteck (3) hatte derweil schon Mühe, deutlich ruhigere Stellungen richtig zu bewerten. Gegen den untheoretischen Aufbau von Thomas Herz entschied er sich trotz längeren Nachdenkens wohl für den falschen Plan und landete schließlich in einem unangenehmen Endspiel bzw. damenlosen Mittelspiel, das nur mit sehr genauem Spiel zu halten gewesen wäre. An dieser Genauigkeit fehlte es, so dass der Langenauer einen verdienten Sieg einfuhr. Inzwischen hatten sich leider auch die anderen Partien zuungunsten der Gastgeber entwickelt. Martin Schmidt (2) hatte gegen Harald Schlais im Mittelspiel einen Bauern erobert, zugegebenermaßen gegen gewisse Kompensation, aber eigentlich schien es nur darum zu gehen, ob der Langenauer sich würde halten können. Auch Martin dachte wohl, er könne gefahrlos manövrieren, aber sein unentschlossenes Spiel um die Zeitkontrolle herum führte überraschend schnell zu Problemen. Plötzlich brachen die gegnerischen Schwerfiguren durch und räumten bei anhaltendem Angriff den einen oder anderen Bauern ab. Dies war letztlich nicht mehr zu verteidigen. Auch Nils Müller (5) war gegen Heiner Hörsch irgendwo vom rechten Weg abgekommen, auch wenn der Berichterstatter im Moment nicht sagen kann, wo dies genau geschah. In scharfer Stellung schien Nilsens Aktivität am Damenflügel die gegnerischen Angriffsversuche auf der anderen Brettseite durchaus zu kompensieren, aber entweder war dies eine Fehlschätzung oder es ging taktisch etwas schief. Nach der Zeitkontrolle hatte Nils jedenfalls eine Figur weniger und konnte sich trotz der reduzierten Bauernzahl nicht mehr halten. Schließlich steuerte noch Kai Schumann (8) ein Remis gegen Florian Hörsch bei, allerdings fühlte sich auch dieses Ergebnis eher wie ein Niederlage an. Mit einem uralten Trick hatte Kai in der Eröffnung einen wichtigen Zentralbauern gewonnen und schien einem ungefährdeten Sieg entgegenzusteuern. Irgendwo versagte dann aber offenbar die Technik des Königskinds, denn nach der Zeitkontrolle sah es gar nicht mehr so gewinnträchtig aus: Ein Turmendspiel mit einem blockierten Isolani als Mehrbauer war schon ziemlich dünn und tatsächlich reichte es trotz aller Bemühungen nicht mehr zum vollen Punkt.

Wie man diesen Spielverlauf nun einordnet, ist Ansichtssache: Einerseits ist es positiv, dass man in der Verbandsliga bis zu einem gewissen Punkt mithält und sich Chancen erarbeitet. Bei besserer Tagesform wird man diese vielleicht auch einmal besser nutzen. Andererseits fragt sich, gegen man wen überhaupt punkten will, wenn es selbst gegen eine relativ schlagbare Mannschaft nicht reicht. Es kommen noch viele weniger schlagbare Gegner...


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