Landesliga, 3. Runde:SG KK Hohentübingen – SC Kirchheim 5.5:2.5

Tabellenführung übernommen

(Bericht von Michael Schwerteck)

Aktueller Tabellenführer“, „gefährlicher Gegner“, so lautete die Vorschau im letzten Spielbericht. Bei dieser Erwartungshaltung war man doch etwas überrascht, als die Aufstellung bekannt gegeben wurde: Nachdem etliche Stammspieler passen mussten, spielte Kirchheim einen „Grand ohne vier“, und zwar mit Schneider (an Brett 1). Das war zwar nicht direkt Ramsch, aber wenn man an den meisten Brettern rund 200 DWZ-Punkte weniger hat, wird es halt in der Regel doch etwas schwierig. So war für die Königskinder keine überwältigende Glanzleistung notwendig, um das Spiel solide zu gewinnen und die Tabellenführung zu übernehmen.

Martin Schmidt (2) traf wie in der letzten Begegnung dieser Vereine mit Weiß auf Wolfgang Flogaus und es kam auch dieselbe Eröffnung aufs Brett. Martin konnte sich nicht mehr genau erinnern, wie er damals gespielt hatte, erhielt aber doch eine schöne, aktive Stellung. Nach einem vom Gegner übersehenen Doppelangriff war ein Bauer weg und auch Flogaus' Königsstellung flog aus den Angeln. Ein Figureneinsteller machte die Sache nicht besser, somit hieß das Ergebnis wieder 1:0. Für den fehlenden Kai Schumann sprang Noah Maurer (8) ein. Ein Maurer am 25. Jahrestag des Mauerfalls – keine politische Symbolwirkung beabsichtigt! Er hatte auch nicht die Absicht, eine Mauer zu errichten, sondern spielte gegen Fares Kheder Hassan konsequent auf Angriff. Es sah alles ganz gut aus, aber ein ärgerliches Versehen machte leider alles zunichte. Plötzlich blieb nur die Wahl zwischen einem dicken Minusbauern und einer Minusfigur gegen zwei Bauern. Noah wählte Letzteres, aber sein Gegner ließ ihm keine Chance mehr. Bernd Staufenberger (6) versuchte, Tobias Traier in der Eröffnung auf unbekanntes Terrain zu locken, was auch ganz gut funktionierte. In komplizierter Stellung gewann er nach und nach die Oberhand und am Ende entschieden zwei verbundene Freibauern den Tag zu seinen Gunsten. Michael Schwerteck (4) hatte seit Januar 2013 keine Ligapartie mehr gewonnen. Eine solche Durststrecke erlebt man sonst höchstens bei einem Fußmarsch durch die Sahara. Und dann ging es auch noch ausgerechnet gegen Frieder Fronmüller, gegen den bisher 0/2 zu Buche standen. Umso größer die Überraschung, als der vermeintlich unbequeme Gegner die Eröffnung grob verpatzte und nach wenigen Zügen einen Turm verlor. Es war tatsächlich keine Fata Morgana und auch wenn noch ein wenig Sand ins Getriebe kam, war endlich doch die ersehnte Oase erreicht und der Teamchef kostete vom süßen Wasser des Sieges. Sehr froh war er übrigens auch, dass er die Stellung seines Nebensitzers Lauritz Jansen (3) nicht spielen musste, der sich gegen Moritz Bigalke auf halsbrecherische Verwicklungen einließ und um ein Haar darin umgekommen wäre. Sicherlich ging nicht alles mit rechten Dingen zu, aber beeindruckend war wieder, mit welch stoischer Ruhe Lauritz in haarsträubender Stellung so tat, als sei alles berechnet und in bester Ordnung. Davon ließ sich auch der Gegner verwirren, so dass er am Ende nicht mehr erreichte als ein Remisendspiel. Matthias Hönsch (1) wählte gegen Frank Schneider einen Aufbau abseits der Theorie und erreichte damit keine besonders tolle Stellung, aber doch inhaltsreiches Spiel bei vollem Brett – oft ein ganz gutes Mittel, um mit Schwarz gegen Schwächere auf Gewinn zu spielen. Ganz allmählich sammelte er dann auch kleine Vorteile an, aber zum Gewinn reichte es doch nicht ganz, da der Gegner ein Turmendspiel mit Minusbauer halten konnte. Auch Jörg Jansen (5) hatte gegen Anatoli Fridman einen Mehrbauern, der nicht so einfach zu verwerten war (4 gg. 3 am selben Flügel im Leichtfigurenendspiel). Zunächst spielte Jörg gut, verbesserte geduldig seine Stellung und kam dem Sieg sehr nahe. Dann tauschte er allerdings die falschen Figuren ab und musste feststellen, dass es im reinen Läuferendspiel keine Möglichkeit gab, die gegnerische Blockade aufzubrechen – also remis. Besonders viel Sitzfleisch benötigte Nils Müller (7), in dessen Partie gegen Reinhold Richter zunächst so gut wie gar nichts los war. Der Teamchef vollbrachte seine zweite Heldentat an diesem Tag, indem er zur Ablehnung eines Remisangebots riet – und siehe da, kurze Zeit später stellte der Gegner einen Bauern ein. Mühsam war es danach immer noch, da ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern aufs Brett kam. Nils konnte aber nach und nach den Gegner zurückdrängen und dessen schwächliche Bauern attackieren. Mit drei Bauern weniger musste der Kirchheimer schließlich aufgeben.


Zurück