Die anderen mögen mir verzeihen, dass ich Noah in der Überschrift hervorgehoben habe - aber seine Leistung war zu prägend, um sie unter einer nichtssagenden Überschrift zu verstecken. Aber der Reihe nach. Schon früh spielte ich mit dem Gedanken, dieses Jahr wieder einmal in Schwäbisch Gmünd mitzuspielen. Der Termin direkt im Neujahr war zwar etwas ungünstig, aber dafür lockten gute Spielbedingungen und (meiner Meinung nach) die beste Atmosphäre, die ich von den verschiedenen Turnieren kenne. Als ich dann von Bernd Staufenberger erfuhr, dass er und seine Schüler Philipp S., Noah Maurer und Marius Hurm auch nach Gmünd fahren wollten, war die Entscheidung gefallen - wieder einmal wollte ich in der klirrenden Kälte von Gmünd mich der Herausforderung eines großen Turnieres stellen.
Siegerehrung B-Open
Mit der klirrenden Kälte wurde es dann allerdings nichts, das Wetter war ungewöhnlich warm. Weder rutschte man auf
dem Weg zum Turniersaal aus, noch wurde die letzte Runde kurzerhand um eine Stunde nach hinten verlegt, weil die Hälfte
der Teilnehmer noch nicht im Turniersaal angekommen waren (so geschehen 2011). Ansonsten war es ein schönes und wie
immer gut organisiertes Turnier. Noah, Philipp und Marius spielten im B-Open (DWZ/Elo unter 2000) während Bernd und ich
uns im A-Open herumtrieben.
Auf der Anfahrt witzelte Bernd noch, dass das Staufer-Open für die Familie Staufenberger ja das geborene Open sei.
Dennoch musste Philipp dieses Mal nach seinen ausgezeichneten Ergebnissen im Sommer Lehrgeld zahlen. Mit einer Niederlage
(gegen den späteren 4.) startete er nicht gut und stand nach der sechsten Runde auf -2. Aus den Eröffnungen heraus
erhielt er meistens gute Stellungen, die er dann jedoch gegen seine turniererfahrenen Gegner oft nicht verwerten konnte.
Auch sein schnelles Spiel machte Bernd zu schaffen, so dass er ihm schließlich für die ersten 20 Züge eine Mindestbedenkzeit
vorschrieb. Die letzten drei Runden liefen dann jedoch gut. Mit einem Sieg gegen Robert Denkinger (immerhin ca. 1650 DWZ)
hievte er sich noch auf -1 und schloss das Turnier nach zwei Remisen mit 4/9 ab.
Marius zeigte sich motiviert, kämpferisch und ohne wesentliche Schwächen am Brett. Oft konnte er dem Gegner bereits
in der Eröffnung Material abnehmen und verwertete diesen Vorteil dann sicher. Am Ende standen 5,5/9 zu Buche bei nur zwei
Niederlagen gegen den topgesetzten Stanley Yin und den späteren zehnten. Als Fünfter der Schülerwertung bekam er sogar
noch den entsprechenden Preis, da alle Spieler davor anderen Preise abräumen konnten. Mit +89 kommt als Dreingabe auch ein
ordentlicher DWZ-Zuwachs.
Einer der Abräumer vor Marius war Noah. Trotz Kopfschmerzen und Müdigkeit kämpfte er die meisten Partien aus und
zeigte eine erstaunliche Sicherheit in der Variantenberechnung. Beeindruckend sein Sieg in der achten Runde, als er auf
das gegnerische Opfer korrekt reagierte und sich seinen König kaltblütig über das Brett scheuchen ließ, um danach den
Vorteil präzise zu verwerten. Ebenso beeindruckend auch sein Stellungsverständnis in der darauffolgenden Runde, als er
mit Schwarz gegen den bereits erwähnten Stanley Yin antrat. Gewarnt durch Marius Niederlage war er vorbereitet und
konterte das ungewöhnliche (aber schlechte) Angriffsspiel seines Gegners früh. Nachdem der sein Gegner (mit einer DWZ von
1927 nicht der schlechteste Spieler) in bereits schlechterer Stellung die Nerven verlor und schließlich verlor, brachen
bei Noah alle Dämme. 7 Punkte aus 9 Partien, keine Niederlage (zusammen mit nur einem anderen Spieler aus dem B-Open),
Platz 5 im B-Open (nebenbei noch erster der Schülerwertung und der Wertung unter 1650 DWZ) und ein Zuwachs von +163
auf 1780 DWZ bei einer Leistung von über 1900 - kein Wunder, dass er bei der späteren Siegerehrung kaum mehr aufhören konnte
zu strahlen.
Platz | Name | Punkte | BuH |
---|---|---|---|
1 | Farmani Anosheh,Yasha | 8,0 | 49,0 |
2 | Wiesner,Frank | 8,0 | 46,0 |
3 | Corral,Carlos | 7,0 | 49,5 |
5 | Maurer, Noah | 7,0 | 43,0 |
28 | Hurm, Marius | 5,5 | 41,0 |
97 | Staufenberger, Philipp | 4,0 | 34,0 |
Im A-Open hatte sich Bernd vorgenommen, den Beweis anzutreten, mit Spielern um die 2200 mithalten zu können und
keine Partien mehr durch dumme Fehler zu verlieren. Dies glückte in den ersten acht Runden gut, in denen er viele
interessante Partien spielen konnte. In der neunten Partie stand er auch schon besser, übersah dann jedoch einen aktiven
Zug des Gegners und traute sich nicht, ein Qualitätsopfer zu spielen, wonach die Partie schließlich kippte. Am Ende
standen 3,5/9 im Portfolio.
Ich hatte mir keine besonderen Ziele vorgenommen aus meiner üblichen: Interessante und gute Partien spielen, Favoriten
ärgern, DWZ halten. Ziele zwei und drei gelangen mir (vor allem durch mein Remis gegen GM Normunds Miezis in Runde drei,
gegen den ich eigentlich auch eine Gewinnstellung verpatzte), Ziel eins nur halb. Zwar hatte ich einige interessante Partien,
aber immer wieder übersah ich gegnerische Züge - nicht in einer tiefen Variante, sondern in den nächsten drei Halbzügen.
Am Ende landete ich bei 4/9.
Platz | Name | Punkte | BuH |
---|---|---|---|
1 | Nabaty, Tamir | 7,5 | 51,5 |
2 | Burmakin, Vladimir | 7,0 | 50,5 |
3 | Starostits,Ilmars | 7,0 | 49,5 |
89 | Schmidt, Martin | 4,0 | 39,0 |
111 | Staufenberger,Bernd | 3,5 | 35,0 |
Leider verpassten wir am Ende den durchaus möglichen Mannschaftspreis (Die Ergebnisse aus den beiden Opens wurden zusammengezählt), dafür hätte dann doch die letzte Runde besser laufen müssen. Spaß gemacht hat das Turnier aber trotzdem (Bernd und mir vor allem dank den Ergebnissen unserer Jugend...) und das ich sicher einmal wieder besuchen kommen möchte - vielleicht ja schon 2015. Einige unserer Partien (vor allem von Noah und Marius finden sich auf der Turnierseite Staufer-Open.de) und innerhalb der nächsten Zeit möchte ich auch noch die interessantesten Partien auf dem Blog besprechen.