02.-06.01.2014: Staufer-Open

Noahs Höhenflug in Schwäbisch Gmünd

(Bericht von Martin Schmidt)

Die anderen mögen mir verzeihen, dass ich Noah in der Überschrift hervorgehoben habe - aber seine Leistung war zu prägend, um sie unter einer nichtssagenden Überschrift zu verstecken. Aber der Reihe nach. Schon früh spielte ich mit dem Gedanken, dieses Jahr wieder einmal in Schwäbisch Gmünd mitzuspielen. Der Termin direkt im Neujahr war zwar etwas ungünstig, aber dafür lockten gute Spielbedingungen und (meiner Meinung nach) die beste Atmosphäre, die ich von den verschiedenen Turnieren kenne. Als ich dann von Bernd Staufenberger erfuhr, dass er und seine Schüler Philipp S., Noah Maurer und Marius Hurm auch nach Gmünd fahren wollten, war die Entscheidung gefallen - wieder einmal wollte ich in der klirrenden Kälte von Gmünd mich der Herausforderung eines großen Turnieres stellen.

Siegerehrung B-Open
Siegerehrung B-Open

Mit der klirrenden Kälte wurde es dann allerdings nichts, das Wetter war ungewöhnlich warm. Weder rutschte man auf dem Weg zum Turniersaal aus, noch wurde die letzte Runde kurzerhand um eine Stunde nach hinten verlegt, weil die Hälfte der Teilnehmer noch nicht im Turniersaal angekommen waren (so geschehen 2011). Ansonsten war es ein schönes und wie immer gut organisiertes Turnier. Noah, Philipp und Marius spielten im B-Open (DWZ/Elo unter 2000) während Bernd und ich uns im A-Open herumtrieben.
Auf der Anfahrt witzelte Bernd noch, dass das Staufer-Open für die Familie Staufenberger ja das geborene Open sei. Dennoch musste Philipp dieses Mal nach seinen ausgezeichneten Ergebnissen im Sommer Lehrgeld zahlen. Mit einer Niederlage (gegen den späteren 4.) startete er nicht gut und stand nach der sechsten Runde auf -2. Aus den Eröffnungen heraus erhielt er meistens gute Stellungen, die er dann jedoch gegen seine turniererfahrenen Gegner oft nicht verwerten konnte. Auch sein schnelles Spiel machte Bernd zu schaffen, so dass er ihm schließlich für die ersten 20 Züge eine Mindestbedenkzeit vorschrieb. Die letzten drei Runden liefen dann jedoch gut. Mit einem Sieg gegen Robert Denkinger (immerhin ca. 1650 DWZ) hievte er sich noch auf -1 und schloss das Turnier nach zwei Remisen mit 4/9 ab.
Marius zeigte sich motiviert, kämpferisch und ohne wesentliche Schwächen am Brett. Oft konnte er dem Gegner bereits in der Eröffnung Material abnehmen und verwertete diesen Vorteil dann sicher. Am Ende standen 5,5/9 zu Buche bei nur zwei Niederlagen gegen den topgesetzten Stanley Yin und den späteren zehnten. Als Fünfter der Schülerwertung bekam er sogar noch den entsprechenden Preis, da alle Spieler davor anderen Preise abräumen konnten. Mit +89 kommt als Dreingabe auch ein ordentlicher DWZ-Zuwachs.
Einer der Abräumer vor Marius war Noah. Trotz Kopfschmerzen und Müdigkeit kämpfte er die meisten Partien aus und zeigte eine erstaunliche Sicherheit in der Variantenberechnung. Beeindruckend sein Sieg in der achten Runde, als er auf das gegnerische Opfer korrekt reagierte und sich seinen König kaltblütig über das Brett scheuchen ließ, um danach den Vorteil präzise zu verwerten. Ebenso beeindruckend auch sein Stellungsverständnis in der darauffolgenden Runde, als er mit Schwarz gegen den bereits erwähnten Stanley Yin antrat. Gewarnt durch Marius Niederlage war er vorbereitet und konterte das ungewöhnliche (aber schlechte) Angriffsspiel seines Gegners früh. Nachdem der sein Gegner (mit einer DWZ von 1927 nicht der schlechteste Spieler) in bereits schlechterer Stellung die Nerven verlor und schließlich verlor, brachen bei Noah alle Dämme. 7 Punkte aus 9 Partien, keine Niederlage (zusammen mit nur einem anderen Spieler aus dem B-Open), Platz 5 im B-Open (nebenbei noch erster der Schülerwertung und der Wertung unter 1650 DWZ) und ein Zuwachs von +163 auf 1780 DWZ bei einer Leistung von über 1900 - kein Wunder, dass er bei der späteren Siegerehrung kaum mehr aufhören konnte zu strahlen.

Platz Name Punkte BuH
1 Farmani Anosheh,Yasha 8,0 49,0
2 Wiesner,Frank 8,0 46,0
3 Corral,Carlos 7,0 49,5
5 Maurer, Noah 7,0 43,0
28 Hurm, Marius 5,5 41,0
97 Staufenberger, Philipp 4,0 34,0

Im A-Open hatte sich Bernd vorgenommen, den Beweis anzutreten, mit Spielern um die 2200 mithalten zu können und keine Partien mehr durch dumme Fehler zu verlieren. Dies glückte in den ersten acht Runden gut, in denen er viele interessante Partien spielen konnte. In der neunten Partie stand er auch schon besser, übersah dann jedoch einen aktiven Zug des Gegners und traute sich nicht, ein Qualitätsopfer zu spielen, wonach die Partie schließlich kippte. Am Ende standen 3,5/9 im Portfolio.
Ich hatte mir keine besonderen Ziele vorgenommen aus meiner üblichen: Interessante und gute Partien spielen, Favoriten ärgern, DWZ halten. Ziele zwei und drei gelangen mir (vor allem durch mein Remis gegen GM Normunds Miezis in Runde drei, gegen den ich eigentlich auch eine Gewinnstellung verpatzte), Ziel eins nur halb. Zwar hatte ich einige interessante Partien, aber immer wieder übersah ich gegnerische Züge - nicht in einer tiefen Variante, sondern in den nächsten drei Halbzügen. Am Ende landete ich bei 4/9.

Platz Name Punkte BuH
1 Nabaty, Tamir 7,5 51,5
2 Burmakin, Vladimir 7,0 50,5
3 Starostits,Ilmars 7,0 49,5
89 Schmidt, Martin 4,0 39,0
111 Staufenberger,Bernd 3,5 35,0

Leider verpassten wir am Ende den durchaus möglichen Mannschaftspreis (Die Ergebnisse aus den beiden Opens wurden zusammengezählt), dafür hätte dann doch die letzte Runde besser laufen müssen. Spaß gemacht hat das Turnier aber trotzdem (Bernd und mir vor allem dank den Ergebnissen unserer Jugend...) und das ich sicher einmal wieder besuchen kommen möchte - vielleicht ja schon 2015. Einige unserer Partien (vor allem von Noah und Marius finden sich auf der Turnierseite Staufer-Open.de) und innerhalb der nächsten Zeit möchte ich auch noch die interessantesten Partien auf dem Blog besprechen.


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