Verbandsliga, 1. Runde: TG Biberach – SG KK Hohentübingen 4:4

Wertvoller Punktgewinn

Die Losfee schien diesmal kein glückliches Händchen für die Königskinder zu haben: Zum Auftakt stehen zwei weite Auswärtsfahrten im Terminplan und gleich in der ersten Runde ging es zum Oberliga-Absteiger Biberach, der mutmaßlich stärksten Mannschaft der Liga (Reutlingen ist ja etwas unausgeglichen besetzt). Sollte es da etwa eine Klatsche geben, die womöglich gleich die Stimmung vermiesen würde? Gab es nicht! Die Königskinder hielten wacker dagegen, erkämpften sich völlig verdient einen Punkt und waren dem Mannschaftssieg sogar einen Tick näher als die favorisierten Gastgeber. In einem kompromisslosen Match (kein Remis) gab es an den vier Köki-Siegen wenig zu deuteln, während die Niederlagen zum Teil etwas weniger zwingend erschienen, auch wenn es sicher keine Tragödien in Form von verpatzten Gewinnstellungen o.ä. gab. Alles in allem war es auf jeden Fall eine achtbare Leistung, kein Vergleich mit den vogelwilden Auftritten der letzten Saison. Zugegebenermaßen trat die „Biber-Acht“ nicht ganz in Stamm-Besetzung an, aber auch die Herde der (Ex-)Lemminge war etwas dezimiert, was sich ungefähr ausglich. Die durchschnittliche DWZ-Differenz lag immerhin bei ziemlich genau 100 Punkten.

Im außergewöhnlich engen Spiellokal (hatten die Biberacher nicht schon mal ein besseres?!) waren auch die Partien eng umkämpft und es dauerte relativ lange, bis das erste Ergebnis feststand. Erfreulicherweise war ausgerechnet der in der letzten Saison so glücklose Kai Schumann (6) gegen Klaus Bräunlin der erste Sieger. Sein hoher Bedenkzeitverbrauch in der Eröffnung schien bedenklich, aber die Investition rentierte sich, denn Kai erhielt eine aussichtsreiche Angriffsstellung, die nach ungenauem Spiel des Gegners immer konkretere Formen annahm. Hier und da mag eine schnellere Entscheidung möglich gewesen sein, aber Kai blieb stets klar am Drücker und profitierte am Ende von einem Figureneinsteller des Gegners. Kurz darauf musste allerdings Bernd Staufenberger (7) seine Partie gegen Tobias Merk verloren geben. Eigentlich stand Bernd lange Zeit ordentlich und hätte an einer Stelle sogar klaren Vorteil erzielen können. Als das Spiel dann verflachte, überspannte er jedoch im Gewinnstreben den Bogen und wurde ausgekontert. Auch für Lauritz Jansen (4) lief es gegen Rainer Birkenmaier nicht gut. Der Youngster hatte seine Partie zunächst zu schematisch behandelt und mit seinen scheinbar aktiven Zügen mehr Schwächen im eigenen statt im gegnerischen Lager geschaffen. In dubioser Lage hielt er zwar noch eine Weile dagegen, aber es war irgendwie nicht sein Tag und er ließ schließlich einen Springerfang zu. Anderenfalls wäre die Stellung zwar auch nicht gut gewesen, hätte aber noch zähen Widerstand ermöglicht. Karsten Neurohr (1) bekam gegen Wolfgang Mack eigentlich seinen Lieblingsaufbau aufs Brett, aber irgendetwas ging wohl doch schief, denn die etwas löchrige Stellung nach rund 15 Zügen konnte eigentlich nicht im Sinne des Erfinders sein. Im weiteren Verlauf kam Karsten zunächst wieder ganz gut in Spiel, stand wohl zeitweise sogar besser, war nach eigener Aussage aber zu müde (vielleicht von der langen Anfahrt über die Alb?), um irgendwelche Varianten klar zu berechnen. Als nach einigem Manövrieren die Stellung konkret wurde, hatte dies böse Folgen, denn die gegnerischen Figuren drangen in die besagten Löcher ein und machten kurzen Prozess. Es war nun wieder höchste Zeit für einen Köki-Sieg und da traf es sich gut, dass Martin Schmidt (2) seine gute Form von der WEM konservieren, wenn nicht gar ausbauen konnte. Die von Oliver Weiß servierte Eröffnung kannte er zwar nicht, fand aber die richtigen Züge einfach am Brett. In einer scharfen Stellung mit heterogenen Rochaden war von beiden Seiten große Genaugkeit gefragt und hier orientierte sich das Königskind deutlich besser als sein nominell stärkerer Gegner. Martins Angriffspiel geriet schneller in Schwung und ehe Weiß sich's versah, wurde ihm ein Turm auf c2 reingepfeffert, wonach ihm die Stellung um die Ohren flog. Martin ließ es auch bei der technischen Verwertung nicht an Genauigkeit fehlen und ließ dem Biberacher keine Chance mehr. Eine tolle Partie! Nicht ganz so toll lief es für den anderen WEM-Teilnehmer, Michael Schwerteck (3), gegen Andreas Schulze. Es ging schon damit los, dass Michael sich ums Verrecken nicht an seine am Vortag angefertigte Eröffnungsvorbereitung erinnern konnte. Die stattdessen gewählte Spielweise war natürlich falsch, aber noch keineswegs spielentscheidend. Im Grunde hing alles vom kritischen Moment im 23. Zug ab. In komplizierter Lage hatte der Teamchef eine verwickelte Ausgleichsvariante vollkommen richtig berechnet, wählte aber aus unerfindlichen Gründen eine andere Möglichkeit, bei der er gleich den nächsten gegnerischen Zug übersehen hatte. Dies kostete Material und letztlich auch die Partie. Nun waren gute Nerven gefragt und die zeigte zunächst kein anderer als der junge Ersatzspieler Nils Müller (8) gegen seinen Namensvetter Daniel Müller. Mit Schwarz gegen einen gut 250 DWZ-Punkte kräftigeren Gegner spielte Nils erfrischend auf und fand schon ausgangs der Eröffnung einen originellen Angriffsplan. Der Biberacher zeigte sich verwirrt, reagierte falsch und prompt schepperte es auf g3. Bald hatte Nils zwei Bauern mehr und auch wenn er irgendwo wahrscheinlich einen schnelleren Gewinn verpasste, ließ er nicht locker und konstruierte schließlich ein hübsches Mattnetz. Im zweiten Verbandsliga-Einsatz der zweite Sieg (beide mit Schwarz!) gegen einen nominell deutlich Stärkeren – überragend! Und es war auch ein ganz wichtiger Punkt, denn so hatte Jörg Jansen (5) noch die Möglichkeit, mit einem Sieg gegen Albrecht Weidel das 4:4 zu sichern. Nach eher harmloser Eröffnung konnte Jörg im Mittelspiel seine Figuren deutlich effektiver platzieren und sein Gegner wusste sich schließlich nicht anders zu helfen, als einen Bauern herzugeben. Mit geduldiger Technik wurde dieser Vorteil im Endspiel sicher verwertet. Ein sportlich wie auch psychologisch wertvoller Punktgewinn für die Mannschaft!


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