Verbandsliga, 2. Runde: TSV Langenau 1 – SG KK Hohentübingen 3.5:4.5
Neuzugang wird gleich zum Matchwinner
Die Hohentübinger „Erste“ ist weiterhin Spitzenreiter der Verbandsliga! Im zweiten Spiel gelang der zweite Sieg, wenn auch mit viel mehr Mühe als in der ersten Runde. Das 4.5:3.5 gegen Langenau ist sicherlich keine Riesenüberraschung, da man trotz des Fehlens von Jonathan Reichel durchaus als leichter Favorit antrat. Bei solchen knappen Siegen ist die Freude hinterher aber fast noch größer, als wenn alles locker von der Hand geht. Diesmal war es wirklich spannend und kurz vor Schluss sah es noch stark nach einem 4:4 aus.
Begonnen hatte das Match mit einer Serie von drei Remisen. Michael Schwerteck (3) traf auf einen recht passiven Aufbau von Roland Wutzke und erreichte zunächst angenehmes Spiel, setzte dann aber etwas zu behäbig fort. Nachdem ein paar Leichtfiguren getauscht waren, war eigentlich nichts mehr drin und da die Zeit auch allmählich knapp wurde, akzeptierte Michael das gegnerische Remisangebot. In der Tat sagt das heilige Orakel zur Endstellung: 0.00, also totremis, ganz klar! Jörg Jansen (6) traf auf Rudolf Beck, der die Eröffnung mit Weiß eher ambitionslos behandelte. Jörg konnte seinerseits auch nicht viel unternehmen, so dass sich nach dem Abtausch einiger Figuren ein unspektakuläres Remis ergab. Wie der Vater, so der Sohn: Auch Lauritz Jansen (7) erreichte gegen Steffen Geutner eine Punkteteilung, allerdings nach etwas spannenderem Verlauf. Auf die ungewöhnliche, zweischneidige Eröffnung des Gegners reagierte Lauritz etwas zu schablonenhaft, so dass er zunächst Mühe hatte, seine geschwächte Bauernstruktur zu kompensieren. Irgendwann war dann auch einer der schwächlichen Bauern weg, aber Lauritz hatte dies vorausberechnet und konstruierte per Dauerangriff auf die gegnerische Dame eine dreifache Stellungswiederholung. Karsten Neurohr (2) holte gegen Albrecht Birzele den ersten Sieg für seine Mannschaft. Der Gegner wählte in der Eröffnung einen recht aggressiven Aufbau und nahm in der Hoffnung auf Angriffsmöglichkeiten gewisse Schwächen in Kauf. Karsten musste immer aufpassen, dass keine Opfereinschläge gingen, aber dies tat er auch erfolgreich und konterte dann mit einem unangenehmen Springermanöver, das der Langenauer glatt übersehen hatte. Damit war gleich der erste Bauer weg, später folgte noch ein zweiter und da es keine ausreichende Kompensation gab, sicherte sich Karsten souverän den Punkt. Matthias Hönsch (1) legte mit einem ebenfalls schön herausgespielten Sieg gegen Thomas Herz nach. In dieser Partie wurden früh die Damen getauscht, was aber nichts daran änderte, dass Weiß (Matthias) eine angenehme Initiative behielt. Zug um Zug wurde der Vorteil immer größer, bis der Langenauer an Händen und Füßen gefesselt war. Dann gewann Matthias auch noch einen Bauern, wonach die technische Verwertung keine hohen Ansprüche mehr stellte. Zwischenstand also 3.5:1.5 für Hohentübingen, aber in den restlichen Partien sah es weniger verheißungsvoll aus. Bernd Staufenberger (5) hatte gegen Heiner Hörsch eine sehr komplizierte Eröffnung auf dem Brett, in der sich beide Seiten nicht besonders gut auskannten. Dies war leider vor allem für Bernd ein Problem, denn er hätte für sein laut Theorie korrektes Bauernopfer mit präzisem Spiel Kompensation nachweisen müssen, was ihm aber letztlich nicht gelang. Irgendwann war es dann sogar eher so, dass der Gegner die „Kompensation“ für seinen Mehrbesitz hatte. Bernd versuchte, noch irgendwie im Trüben zu fischen, wurde aber schließlich vollends ausgekontert. Kai Schumann (4) erwischte aufgrund der taktischen Aufstellung der Langenauer den mit Abstand DWZ-stärksten Gegner, Peter Hahnewald. Die Eröffnung meisterte Kai eigentlich recht solide, allerdings unter hohem Zeitverbrauch. Im Mittelspiel fehlte dann die Zeit und vielleicht auch ein bisschen die Konzentration, um sich gegen den allmählich anwachsenden Druck erfolgreich zu verteidigen. Nach einem Bauernverlust war eigentlich schon klar, dass hier nichts mehr zu holen sein würde. Auch wenn Kais Partie noch lief, war also die Partie von Neuzugang Marian Taras (8) die alles entscheidende. In einem sehr komplizierten Mittelspiel hatte sein junger Gegner Simon Stork mit schönen taktischen Einfällen geglänzt, so dass es eigentlich schon danach aussah, dass Marian ums Remis würde kämpfen müssen. Im Endspiel zeigte der Youngster dann allerdings Schwächen. Schon bald hatte Marian nicht nur seine Probleme gelöst, sondern spielte vor allem dank seines aktiveren Königs bereits auf Gewinn, auch wenn die Stellung wegen der geringen Bauernzahl (jeweils drei Stück am selben Flügel) immer noch remisverdächtig war. Schließlich wurde die Bauernzahl noch geringer, was aber daran lag, dass Marian ein wichtiges Exemplar einfach gewonnen hatte. Danach war es auch nicht mehr remis, sondern Stork gab wenige Züge später auf. Kurz darauf musste Kai wegen undeckbaren Matts aufgeben, was aber für die Mannschaft nicht mehr schlimm war.
Der Knüller schlechthin war übrigens das Parallelmatch im selben Raum: Oberliga-Absteiger Ebersbach gegen den Landesliga-Aufsteiger und vermeintlichen Abstiegskandidaten Nr. 1, Langenau 2. Die Ebersbacher, pro Brett etwa 200 DWZ-Punkte stärker, lagen schon 3.5:1.5 vorne, verloren dann aber alle drei verbleibenden Partien! Nachdem das erste Spiel ähnlich blöd lief, liegen sie mit 0:4 Punkten plötzlich auf einem Abstiegsplatz. Damit sollte endgültig klar sein, dass in dieser Liga wirklich alles passieren kann und man jeden Gegner absolut ernst nehmen muss.