Turnierergebnisse

 

Hier sollen künftig Ergebnisse und Berichte von Turnieren mit Hohentübinger Beteiligung abgedruckt werden, also Vereinsturniere oder Opens, die nicht auf Jörgs Jugendseiten abgehandelt werden.

1. Tandem-Vereinsmeisterschaft 24.07.2009

Am Freitag, 24. Juli, wurde auf Betreiben einiger "Jungsenioren" (wie es von Michael in der Ausschreibung bezeichnet wurde) eine Tandem-Vereinsmeisterschaft ausgetragen. Es meldeten sich immerhin acht Spieler an, so dass wir mit vier Teams spielen konnten und dennoch genügend Zeit für zwei Durchgänge blieb, in denen immer zwei Partien mit vertauschten Farben gespielt wurden. Es wurde ein spannendes Turnier, in dem alle teilnehmenden Mannschaften Chancen und Spaß hatten. Vor der letzten Runde lagen Jonathan E. und Lauritz mit sieben Punkten an der Spitze, gefolgt von Martin Schmidt und Jonathan R. mit fünf. Diese konnten in der letzten Runde mit einem 2:0 Sieg gegen den Tabellenführer noch aufschließen, aber mit einem 2:0 Sieg im Stichkampf sicherten sich Jonathan und Lauritz dennoch den Sieg. Auf Platz drei kamen Martin Schoof und Lasse mit sechs Punkten, gefolgt von Markus und Elisabeth.

Abschlusstabelle:

 

Jonathan.E/Lauritz

Martin/Jonathan.R

Martin Schoof/Lasse

Markus/Elisabeth

Punkte

Stichkampf

Jonathan.E/Lauritz

       *********

   2:0    |    0:2

      0:2    |      2:0

    2:0    |      1:1

7

2

Martin/Jonathan.R

   0:2    |    2:0

       ********

      1:1    |      2:0

    1:1    |      1:1

7

0

Martin Schoof/Lasse

   2:0    |    0:2

   1:1    |    0:2

         *********

    1:1    |      2:0

6

 

Markus/Elisabeth

   0:2    |    1:1

   1:1    |    1:1

      1:1    |      0:2

       *********

4

 

 

Fußball-Schach-Turnier in Balingen (12.07.2009)

Alljährlich richtet der SV Balingen ein spaßiges Turnier aus, bei dem sowohl Fußball als auch Schach gespielt wird (nach einem tragisch verunglückten Mitglied Lothar-Geiger-Gedächtnisturnier benannt). Der Modus sieht etwa wie folgt aus: Der schachliche Teil besteht aus Blitzwettkämpfen mit Sechsermannschaften, im Fußball spielt man achtminütige Matches zu fünft in der Halle, wobei beliebig gewechselt werden darf. In der Regel werden zwei Gruppen gebildet; die jeweils zwei besten Mannschaften kommen ins Halbfinale, der Rest trägt Platzierungsspiele aus. Diesmal waren zwölf Mannschaften mit von der Partie, dabei erstmals auch zwei Teams aus unserem Verein mit insgesamt 14 Akteuren, die von Steffen Kohler in unermüdlichem Einsatz zusammengetrommelt worden waren.

Die erste Mannschaft spielte (nach Brettreihenfolge im Schach geordnet) mit Matthias Hönsch, Jonathan Reichel, Michael Schwerteck, Markus Hobert, Rainer Berkemer (Kumpel von Steffen, spielt für Neckartenzlingen), Martin Schmidt (ab ca. 11 Uhr) und Niklas Lukassen (Kumpel von Joni, schachlich unbeschriebenes Blatt). Ursprünglich war auch Ricardo Schutt eingeplant, ein brasilianischer Tennistrainer, der schon desöfteren für Bebenhausen am Turnier teilgenommen hat. Leider konnte er aufgrund automobiler Probleme dann doch nicht anreisen (wohlgemerkt aus Heidelberg, nicht aus Brasilien...). Aufgrund seiner hohen Spielstärke in beiden Disziplinen bedeutete dies eine nicht unerhebliche Schwächung der Mannschaft.
Die zweite Mannschaft startete mit Steffen Kohler, Tanja Papadopoulou, Andreas und Elisabeth Estedt, Marius Blideran (bis ca. 12 Uhr), Lasse Holzträger und Philipp Migesel.

Unsere „Erste“ liebäugelte vor allem mit dem Gewinn des Schachwettbewerbs, während im Fußball die Ambitionen sich darauf beschränkten, halbwegs mitzuspielen. Dass die Ziele nicht hundertprozentig erfüllt wurden, lag nicht zuletzt an den traumatischen Duellen mit den Ettlingern (immerhin am Ende Kombinationssieger). Schon im ersten Fußballspiel ging es gegen diese. Bei uns passte noch nichts zusammen, keine Zuordnung, kein System, viele leichte Ballverluste. Die Quittung war eine böse 0:6-Klatsche. Im Schach gedachten wir uns zu revanchieren und witzelten schon über eine 6:0-Retourkutsche, doch weit gefehlt – auf mysteriöse Weise verdarben wir reihenweise gute Stellungen und standen am Ende mit einem mageren halben Pünktchen da. Ernüchternd, aber natürlich steckten wir nicht auf. Im Fußball taten wir uns weiterhin schwer, aber Schritt für Schritt konnten wir uns doch etwas steigern und im letzten Vorrundenspiel immerhin die Stammgäste aus Reinheim mit 2:0 besiegen (Torschütze zweimal Markus). So wurden wir wenigstens noch Zweiter von hinten. Im Schach lief es deutlich besser (vor allem, nachdem Martin eintraf) und wir gewannen allen übrigen Vorrundenspiele. Dies bedeutete den zweiten Platz hinter Ettlingen.
Im Schach-Halbfinale ging es nun gegen „Lillis Team“, eine vereinsübergreifende Mischung der spielstarken Sorte, u.a. mit den Jungstars Tobias Hirneise und Andreas Strunski (beide rund 2400 DWZ) sowie dem Neuhausener Zweitligaspieler Christoph Tiemann (DWZ 2170). Hier gelang uns nun das Highlight des Turniers: Wir warfen den Favoriten mit 4:2 aus dem Rennen! Matthias verlor zwar in gewonnener Stellung auf Zeit gegen Hirneise, aber Joni seifte Strunski ein, meine Wenigkeit bezwang Tiemann und auch die hinteren Bretter enttäuschten nicht: nur Rainer verlor, während Markus und Martin weitere volle Punkte holten. Nicht übel!
Im Finale trafen wir natürlich, man ahnt es, wieder mal auf Ettlingen. Die Spieler sind mir nicht genau bekannt, dürften aber eher schwächer gewesen sein als die von „Lillis Team“. Wir waren natürlich auf Rache aus, doch, man ahnt es, es wurde wieder nix. Das Spiel verlief genauso unglücklich wie in der Vorrunde, mit demselben Endergebnis - wie verhext! Schade, aber auch der zweite Platz war ein ordentlicher Erfolg.

Die zweite Mannschaft, immerhin mit zwei geübten Vereinskickern (Philipp und Lasse) ausgestattet, rechnete sich im Fußball schon eher etwas aus. Die Spielkultur war auf jeden Fall deutlich höher als bei der ersten Mannschaft – die Youngsters (nicht zuletzt Elisabeth!) wuselten eifrig, die älteren Herrschaften kämpften gut mit und auch Torfrau Tanja machte keine schlechte Figur. Leider machte sich all dies aber nur eingeschränkt in der Punktebilanz bemerkbar, da mehrere Spiele knapp und unglücklich verloren gingen. Immerhin gelang ein 2:0-Erfolg gegen Pfalzgrafenweiler, beachtlich war außerdem das 1:1 gegen den späteren Finalisten Stockenhausen-Frommern. Am Ende sprang ebenfalls der fünfte Platz heraus, so dass es zu einem vereinsinternen Duell um Platz 9 kam. Hier konnte zunächst Rainer den Führungstreffer für HT 1 erzielen, aber Philipp und Steffen wendeten mit ihren Toren das Blatt.
Im Schach hatte die „Zweite“ den erwartet schweren Stand, schlug sich aber im Rahmen ihrer Möglichkeiten wacker. Ihre Spezialität waren mit viel Kampfgeist errungene 3:3-Unentschieden. Dies gelang schon in der Vorrunde zweimal; besonders eng ging es gegen Balingen 1 zu, als Lasse mit zwei Sekunden gegen etwa zehn den König einstellte, aber mit beeindruckendem Zugtempo (mehrere Züge pro Sekunde) seinen vor Nervosität gelähmten Gegner doch noch bezwang. Die rote Laterne konnte zwar nicht abgegeben werden, aber im Spiel um Platz 11 gegen Geislingen gelang ein versöhnlicher Abschluss: wieder einmal ein Unentschieden aus dem Feuer gerissen, diesmal mit Tanja als Heldin in der entscheidenden Partie, und Sieg nach Berliner Wertung!

Zur Belohnung fürs Mitmachen gab es für alle Mannschaften „Fresstüten“ (es könnte sich lohnen, das Vereinsfest zu besuchen...), außerdem Pokale für die ersten drei in jeder Wertung. Sieger im Schach und in der Kombination wurde, wie erwähnt, Ettlingen; Bebenhausen setzte sich im Fußball durch.

Zum Abschluss ein Dankeschön und ein großes Lob an die Balinger für ein perfekt organisiertes Turnier, das allen Teilnehmern viel Spaß gemacht hat. Gerne kommen wir nächstes Jahr wieder, dann vielleicht auch etwas besser vorbereitet im Fußball.

Einige Bilder vom Turnier gibt es übrigens in unserer neuen Fotogalerie.

 

BADE-Cup 2008/09: Martin Schmidt wird im Endspurt BADE-Meister

Rg.

Name

MS

BS

HU

JJ

MH

SK

TP

MH

Pkt.

SB

1.

Martin Schmidt

x

1

1

1/2

1

0

1

1

5,5

17

2.

Burkhard Seewald

0

x

1

1/2

1

1

1

+

5,5

15

3.

Heiner Uhlig

0

0

x

1/2

1

1

1

1

4,5

 

4.

Jörg Jansen

1/2

1/2

1/2

x

0

1/2

1

+

4

10,5

5.

Markus Hobert

0

0

0

1

x

1

1

+

4

8,5

6.

Steffen Kohler

1

0

0

1/2

0

x

1

1

3,5

 

7.

Tanja Papadopoulou

0

0

0

0

0

0

x

+

1

 

8.

Max Holzinger

0

-

0

-

-

0

-

x

0

 

 

An der zweiten Auflage des BADE-Cups nahmen acht Spieler teil. Für Uneingeweihte: Es handelt sich um ein offenes Schnellschachturnier mit jeweils einer Stunde Bedenkzeit pro Spieler und einer Partie pro Monat. Nachdem Burkhard Seewald schon fast wie der sichere Sieger ausgesehen hatte, schnappte ihm Martin Schmidt mit einem tollen Endspurt doch noch den Turniersieg vor der Nase weg. Die Sonneborn-Berger-Wertung gab bei Punktgleichheit den Ausschlag.

Württembergische Schnellschachmeisterschaft (26.04.2009) (Bericht von Jörg Jansen)

Zwei Gründe gaben den Ausschlag, dass Lauritz und ich an der diesjährigen Württembergischen Schnellschachmeisterschaft teilnahmen. Erstens fand es in meiner alten Heimat statt, bei meinen alten Freunden des Schachvereins Schwaikheim und zweitens war es mal wieder Gelegenheit, dass Lauritz und ich zusammen an einem Turnier teilnehmen konnten. Beflügelt von dem herzlichen Empfang und der liebenswürdigen Betreuung durch meine Schwaikheimer Freunde (herzlichen Dank dafür an Wolfgang und Joachim Pohl!!) spielte ich so gut wie schon lange nicht mehr! Ein glatter Sieg gegen den letztjährigen Böblinger Ober- und Bundesligaspieler Thomas Heinl und ein Remis aus einer Position der Stärke heraus (2 Bauern gegen einen im Turmendspiel) gegen Rudolf Bräuning stachen heraus. Letztendlich kamen 6 Punkte zusammen, was den für mich starken 15. Platz (u.a. vor dem württembergischen Meister Jens Hirneise!) bedeutete. Lauritz spielte zu Beginn ein gutes Turnier mit einigen Achtungserfolgen gegen starke Spieler (z.B. ein hart erkämpftes Remis gegen den Grunbacher Verbandsligaspieler Dirk König), hatte aber am Schluss keine Kondition mehr, so dass sein Ergebnis, wenn man es DWZ-mäßig auswerten würde, auf einen Punkt genau der Erwartung entspricht.

Neckar-Open Deizisau (09.-13.04.2009) (Bericht von Martin Schmidt)

Seit vier Jahren steht Deizisau fest in meinem Terminplan um Ostern herum und so entschied ich mich auch dieses Jahr, daran teilzunehmen. Das 13. Neckar-Open wurde - jetzt muss ich etwas in Werbesprache verfallen - zu einer Auflage der Superlative. 720 Teilnehmer, darunter an die 100 Titelträger; u.a. das neue Wunderkind Anish Giri, der deutsche Meister Arik Braun oder mit Arkadij Naiditsch der erste 2700er, der je in Deizisau mitspielte. Obwohl ich es dank meiner relativ hohen Elozahl gedurft hätte, traute ich mich nicht ins A-Turnier. Und zumindest in den ersten Runden sah dies auch nach genau der richtigen Entscheidung aus.
In der ersten Runde traf ich auf Jurij Pelezki. Dank der etwas seltsamen Setzliste (zuerst alle Spieler mit Elo, dann die DWZ) stand er zwar recht weit hinten in der Liste, war allerdings keinesfalls der leichte Sparringspartner zu Beginn, wie man es sonst in der ersten Hälfte der Setzliste gewöhnt ist. Mit Schwarz konnte ich endlich mein Wissen im Königsinder ausbreiten. Er spielte die Fianchettovariante, behandelte sie allerdings etwas seltsam (man sollte nicht unbedingt freiwillig seinen Läufer einsperren), so dass ich bald Ausgleich erreicht hatte. Im Mittelspiel verkomplizierte ich die Stellung und gewann schließlich durch einen taktischen Trick eine Figur gegen einen Bauern. Wir landeten in einem Endspiel, dass zwar für mich gewonnen war, dank zwei verbundener weißer Freibauern jedoch keineswegs klar. Schließlich konnte ich mich jedoch doch durchsetzen.
In der zweiten Runde - mit dem in Tübingen wohnenden Torsten Gnirk hatte ich eine angenehme Fahrgelegenheit gefunden und war so einigermaßen ausgeschlafen dabei - bekam ich mit Markus Haag einen 1800er als Gegner. In der Eröffnung unterlief ihm jedoch ein Fehler, der direkt zu einem weißen Bauerngewinn führte. Wenige Züge später verpasste ich es meinerseits, dem Bauern eine Figur hinzuzufügen. Im Endspiel büßte ich meinen mittlerweile schwach gewordenen Bauern jedoch wieder ein und die Partie endete schließlich remis.
In der dritten Runde stand der zweite Königsinder auf dem Brett: Gegen den bisher mit 2/2 stark spielenden Peter Lörincz. Nachdem er jedoch einen kurzzeitig existierenden Minivorteil gleich wieder vergab, konnte meine Dame in die weiße Stellung eindringen und zwei Bauern erobern, wobei sich nach dem 20. Zug von Weiß das malerische Stellungsbild ergab, dass sämtliche weiße Figuren auf den ersten zwei Reihen standen. Wenige Züge später stellte Weiß eine Figur ein und schmiss gleich darauf die Dame hinterher, womit die Partie gelaufen war.
In der vierten Runde kam das nächste Mal Russisch aufs Brett, gegen den etwa gleich starken Ralf Strobl. In einer Positionspartie baute ich meinen Vorteil immer weiter aus, bis er schließlich in beiderseitiger Zeitnot durch einen taktischen Schlag in allerdings bereits verlorener Stellung Qualität und Bauer einbüßte. Kurz nach dem 40. Zug gab mein Gegner auf.
Mit 3,5/4 Punkten ging es für mich jetzt nach oben an Brett fünf. Mein Gegner, Frank Wiesner, hatte die erzwungene Teilnahme am A-Turnier um ein DWZ-Pünktchen verfehlt und irgendwie schien das mein Spiel zu beeinflussen. Vielleicht war ich nach vier halbwegs langen Partien auch müde, vielleicht zeigten sich Anfänge meiner späteren Erkältung. Auf jeden Fall begann ich in einem weiteren Königsinder zu halluzinieren und Gespenster zu sehen, wo keine waren. Zur Leidensabkürzung öffnete ich dann meine Königsstellung, was mein Gegner dankend annahm und den Turm für zwei Leichtfiguren+Bauern und eine zerrissene Königsstellung von Schwarz hergab. Bereits weit vor dem dreißigsten Zug gab ich auf.
In der sechsten Runde traf ich auf meinen ersten Jugendlichen im Turnier. Toma Molerov spielte Skandinavisches Gambit (kein Russisch, zur Abwechslung) und ich griff eigentlich bereits im vierten Zug daneben. Die gesamte folgende Partie über wusste ich genau, was der schwarze Plan war - Eroberung des Bauern d4 - mir war aber nicht klar, wie ich es verhindern sollte. Genau so kam es dann auch. Als ich im Endspiel dann auch noch einen Turm eingebüßt hätte, gab ich die Partie ebenfalls auf.
Nach zwei verlorenen Partien hatte ich in der siebten Runde gegen Wolfgang Preiss keine Lust auf einen weiteren Königsinder und spielte abgelehntes Damengambit. Eine keine allzu gute Entscheidung. Ich geriet zwar nicht in Verlustgefahr, hatte aber auch niemals ernsthafte Chancen, die Partie zu gewinnen und so vereinbarten wir bereits im 20. Zug das Remis. Ermüdungserscheinungen, die auch mit der ungewohnt schlechten Luft im Turniersaal zusammenhingen. Knapp 540 Leute in der Turnhalle und draußen Temperaturen um die 20°-25° C vertragen sich nicht besonders.
In der achten Runde erhielt ich zur Strafe für das Kurzremis das allgemein als unangenehmsten Gegner anerkannte Jungtalent. Meines hieß Gregor Haag, 15 Jahre alt, ca. 1900 DWZ und pikanterweise auch noch der Sohn meines Gegners aus Runde zwei. In einer weiteren russischen Partie misshandelte diesmal ich die Eröffnung und Schwarz übernahm die Initiative. Wir kämpften uns durch das Mittelspiel, aus dem Schwarz einen Bauern als Reingewinn mitnahm. Im Endspiel griff mein Gegner dann jedoch daneben und ich konnte noch gerade in das Remis entwischen.
Nach vier sieglosen Partien war ich eigentlich entschlossen, das Turnier mit einer gewonnenen Partie abzuschließen. Es ließ sich in einem Franzosen auch recht gut an, als ich meinen Gegner Sebastian Kull mit einer recht unbekannten Variante im Durchzugsfranzosen überraschte. Dann jedoch zeigte sich meine relative Unerfahrenheit mit diesem Stellungstyp, als ich meine Figuren irgendwie in Stellungen manövrierte, in denen sie letztendlich keine Wirkung zeigten. Am Ende bot ich selber Remis an, was mein Gegner mit den Worten annahm: "Wenn das hier nicht die letzte Runde wäre, würde ich ablehnen..."
Fazit: Ein zweigeteiltes Turnier, das mir jedoch letztendlich doch einige schöne (nicht nur schachliche) Erinnerungen und Erfahrungen bescherte. Nächstes Jahr müsste dringend etwas gegen die stickige Luft unternommen werden - ansonsten erstickt ein schönes Turnier buchstäblich an seinem eigenen Erfolg. Das A-Turnier wurde von dem Argentinier Fernando Peralta vor den punktgleichen Arkadij Naiditsch und Axel Bachmann gewonnen, alle Infos dazu gibt es auf http://neckar-open.de.

 

Leintal Jugend Cup (27.02.-01.03.2009) (Bericht von Martin Schmidt)

Am Donnerstag Abend um halb zwölf entdeckte ich die Ausschreibung des 9. Leintal Jugend Cup im Internet und entschloss mich kurzfristig - es sind ja Semesterferien - daran teilzunehmen. Die erste Runde begann zwar schon am Tag darauf, aber Freitag morgen konnte ich mir noch einen Hotelplatz in Leingarten sichern und dann ging es um halb zwei nachmittags los. Nach der zweistündigen Zugfahrt - Leingarten liegt bei Heilbronn - war es zum Glück nicht weit von der Haltestelle der Heilbronner Stadtbahn zu dem Gasthaus Linde, eine kleine, aber angenehme Pension. Und gleich darauf machte ich mich dann auf den Weg zu dem Kulturgebäude der Stadt Leingarten, das als Spielort diente und ausgezeichnete Spielbedingungen bot. Eigene Analyse- und Aufenthaltsräume, ein kleines Buffet mit angemessenen Preisen und am wichtigsten: Einen geräumigen, hellen und sogar meist wohltemperierten und gut gelüfteten Turniersaal. Das ist leider noch nicht überall selbstverständlich.
Das Turnier war dieses Mal mit 103 Teilnehmern über alle Altersklassen (U10 bis U25) weit besser besetzt als im Vorjahr. Trotzdem mussten die U 25, in der ich gemeldet war, und die U 18 zusammengelegt werden, wonach man wenigstens auf 18 Teilnehmer in dieser Klasse kam. Favoriten auf den Gesamtsieg in dieser Klasse waren Felix Andraschko (U 25) und Simon Weißbeck (U 18), die jeweils gut 2000 DWZ Punkte in das Rennen warfen. Dahinter folgten mit Sven Stark, Michael Stegmaier, mir selber und Timo Stark (alle U 25) fünf 1700er in der Teilnehmerliste. Aber wie so oft warf der Turnierverlauf viele Erwartungen durcheinander.
Als Jugendturnier konzipiert, hatte der Leintal Jugend Cup “natürlich” so gut wie alle Neuerungen übernommen, die es gab. Die Bedenkzeit betrug 90 Minuten pro Partie, am Samstag und Sonntag wurden jeweils drei Runden gespielt und es kam eine Drei-Punkte-Regelung zum Einsatz (ein Sieg zählte somit drei Punkte, ein Remis 1).

In der Auftaktrunde am Freitag hatte ich mit Daniele Piemonte den dank des großen Gefälles erwartet leichten Auftaktgegner. Und immerhin konnte ich gegen ihn meinen Erstrundenfluch überwinden und gegen einen etwas zögerlich vorgetragenen Franzosen den Schwarzen im 16. Zug zur Aufgabe zwingen. Auch sonst gab es in unserer Gruppe fast keine Überraschungen - bis auf das Spiel an Brett zwei: Christoph Müller konnte in einer verrückten Partie Simon Weißbeck schlagen. Ein Ergebnis, das den Turnierverlauf von beiden wohl noch stark beeinflusste. Währenddessen hatte ich mich schon, zufrieden mit der Welt und lediglich ein bisschen krank, schlafen gelegt.
Am nächsten Morgen ging es in der ersten Runde mit Schwarz gegen Christian Holschke. Er wollte scheinbar nicht in die Hauptvariante eines Franzosen einlenken und spielte 2.Sf3, wonach das Spiel in einen Sizilianer überging. Es entbrannte ein zähes Ringen um das Zentrum, das ich schließlich für mich entscheiden konnte, allerdings um den Preis, dass mein König in der Mitte stecken blieb. Ich verpasste jedoch die beste Fortsetzung und wir landeten in einem Endspiel, in dem noch alle Schwerfiguren vorhanden waren. Ich hatte zwar einen Bauern mehr und besaß noch einen Freibauern, aber leider auch eine unsichere Königsstellung. Er tat mir jedoch den Gefallen, in schneller Folge Dame und Turm abzutauschen, wonach das resultierende Turmendspiel für Schwarz wohl glatt gewonnen war. Christian brach dann jedoch total zusammen und gab drei Züge nach dem Damentausch auf.
In der dritten Runde spielte ich gegen Michael Stegmaier. Wir landeten nach einigen seltsamen Zügen schließlich in einem Sizilianischen Drachen, den zur Abwechslung jedoch mein Gegner etwas zögerlich anpackte. Zuerst schwächte er seine Königsstellung und vergab danach mehrere Tempi, was ich zu einem Königsangriff nutzte, der mir nach einem weiteren Fehler von Schwarz einen Turm gegen zwei Bauern einbrachte. Nachdem ich die Qualität wieder zurückgegeben hatte, konnte ich endlich mit meinem Turm in die gegnerische Stellung eindringen und dann fiel die schwarze Bauernphalanx regelrecht wie faulende Blätter. Da zeitgleich Felix Andraschko an Brett 1 gegen Sven Stark Remis spielte - und dabei sogar noch Glück hatte - fand ich mich auf einmal auf Platz 1 der Tabelle wieder.
In der letzten Samstagspartie ging es mit Schwarz gegen Sven Stark, der gegen den Franzosen die Abtauschvariante spielte. Ich hielt mit meiner Spezialvariante dagegen, die mir auch schon beim Neckar-Open einen sehr schönen Sieg gebracht hatte. Auch jetzt erlangte ich aus der Eröffnung heraus Ausgleich und stand eher etwas besser, als mir leider meine alte Schwäche der Rechenfaulheit wieder einmal einen Streich spielte. Ich zog mich recht passiv zurück, geriet schnell in einen großen Nachteil und hatte Glück, dass Sven wohl nur ein Remis wollte und sich nicht auf ein langes Kneten einlassen wollte. Zu meiner Entschuldigung kann ich lediglich anführen, dass sich meine Erkältung während dem Turniertag immer mehr gesteigert hat. Aber jetzt hatte ich ja eine Nacht zum Auskurieren, bevor am nächsten Tag das Spitzenspiel gegen Felix Andraschko anstand.
Ich spielte mit Schwarz und ließ mich von ihm in die Pirc-Verteidigung locken, die ich schon sehr lange nicht mehr gespielt hatte. Dennoch behandelte ich sie recht gut und war dem Ausgleich schon sehr nahe. Dann schwächte ich jedoch recht entscheidend meine Königsstellung und kam gleich darauf in einen entscheidenden Fesselungs-Doppelangriff. Ein sehr interessantes Motiv. Der Rest war reines Abschlachten.
In der sechsten Runde spielte ich gegen Florian Eyer, der sich in den letzten Runde klammheimlich nach vorne gearbeitet hatte. Er spielte eine sehr seltsame Russisch-Variante, und zog seine Dame aus der Eröffnung heraus vier- oder fünfmal auf dem Brett umher, wonach ich schon großen Entwicklungsvorteil besaß. Trotzdem zeigte sich jetzt die große Solidität von Russisch: Ich konnte einfach keinen Ansatzpunkt finden und begann mich selber zu schwächen. Gerade als Schwarz bereits Ausgleich erreicht hatte, hätte ich einen wohl entscheidenden Angriff starten können, rechnete allerdings nur bis zu einem Dauerschach. Ich hätte es trotzdem machen sollen - so wurde es später ebenfalls Remis, aber schon in schlechterer Stellung für Weiß. Dieses Remis war wohl mein Tiefpunkt im Turnier.
Vor der letzten Runde stand der Sieger in der U 25 bereits fest. Felix Andraschko führte uneinholbar mit 16 Punkte vor Florian Eyer und mir (11). Außer uns konkurrierten noch Michael Stegmaier, Alexander Rommel, Sven Stark und Timo Stark um Platz zwei und drei in der U 25. In der U 18 führte Chrstoph Müller mit 12 Punkten (Platz 2 der Gesamtwertung) vor Florian Leiensetter, mein Letztrundengegner. Es kam wieder einmal zu einem Winawerfranzosen, in dem er jedoch mit 4.a3 den Bauern e4 opferte - eine vorbereitete Variante, wie ich hinterher von ihm erfuhr. Er konnte aus der Eröffnung heraus einen Bauern gewinnen, auch wenn Schwarz gewisse Kompensation hatte. Letzteres sagt zumindest Fritz, während der Partie hatte ich eher den gegenteiligen Eindruck. Den Bauern gewann ich recht schnell zurück und konnte die Damen abtauschen, wonach mein König im resultierenden Endspiel sehr aktiv stand. Zwischendurch hätte wohl sogar ich auf Vorteil spielen können, doch schließlich endete es in ein ziemlich totremises Doppelturmendspiel, das Florian dann auch Remis gab. Derjenige, der sich darüber wohl am meisten freute, war Christoph Müller, der den ersten Platz in der U 18 gewann. Letztlich gab es dort überraschend wenig Konkurrenz, da Simon Weißbeck nach der Auftaktniederlage am Samstag nur 5 Punkte holte und am Sonntag dann ganz fehlte, da er einen Mannschaftskampf zu bestreiten hatte. Michael Stegmaier setzte sich durch einen Schlussrundensieg noch an Platz zwei der U 25 und Gesamtwertung und machte somit den Doppelsieg für den SC Tamm perfekt. Und auch für mich gab es noch ein versöhnliches Ende: Durch die bessere Buchholzwertung landete ich vor Sven und Timo Stark auf Platz 3 der U 25, was mir nebst der Urkunde auch einen schönen (Plastik)Pokal bescherte, der sich jetzt auf meinem Fensterbrett in der Sonne suhlt.

Fazit: Ein schönes Turnier, in dem mir endlich wieder einige gute und interessante Partien gelungen sind. Gepaart mit schönen Spielbedingungen sicher ein Anreiz, nächstes Jahr wiederzukommen. Ergebnisse: http://www.leintalopen.de/index.php/Aktuell (Alles anklickbar, wenn auch nicht als Link gekennzeichnet)

 

 

Vereinsblitzmeisterschaft 2008 (19.12.2008)

 

Im Anschluss an die Weihnachtsfeier wurde die erste richtig offizielle Vereinsblitzmeisterschaft ausgetragen. Neben zehn Mitgliedern nahm auch der Pfullinger Burkhard Seewald teil, der erfreulicherweise schon zum Stammgast geworden ist. Er mischte das Feld kräftig auf und belegte am Ende einen starken zweiten Platz. Den Titel holte sich Matthias Hönsch trotz einer Niederlage gegen Jonathan Estedt in einem vom Youngster fein behandelten Endspiel. Mit dem Rutschsystem klappte es noch nicht so ganz, aber das tat der guten Stimmung keinen Abbruch.

 

Hier die Abschlusstabelle (bei Punktgleichheit entschied der direkte Vergleich):

 

Pl.

Name

MH

BS

MS

MS

HU

JJ

JE

SK

LJ

AB

TP

Pkt.

1.

Matthias Hönsch

X

1

1/2

1

1

1

0

1

1

1

1

8,5

2.

Burkhard Seewald

0

X

1

0

1

1

1

1

1

1/2

1

7,5

3.

Martin Schmidt

1/2

0

X

1

1

1/2

1/2

1

0

1

1

6,5

4.

Michael Schwerteck

0

1

0

X

0

1/2

1

1

1

1

1

6,5

5.

Heiner Uhlig

0

0

0

1

X

1

1

0

1

1

1

6

6.

Jörg Jansen

0

0

1/2

1/2

0

X

1

1

1

1

1

6

7.

Jonathan Estedt

1

0

1/2

0

0

0

X

1

1

1

1

5,5

8.

Steffen Kohler

0

0

0

0

1

0

0

X

1

1

1

4

9.

Lauritz Jansen

0

0

1

0

0

0

0

0

X

1/2

1

2,5

10.

Andreas Birkner

0

1/2

0

0

0

0

0

0

1/2

X

1

2

11.

Tanja Papadopoulou

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

X

0

 

 

 

Württembergische Meisterschaft in Obersulm (23.-31.08.2008) (Bericht von Michael Schwerteck)

 

(Abschlusstabelle, Partien und sonstige Infos hier)

 

Nachdem ich vergangenes Jahr in Tübingen die Qualifikation geschafft hatte, wollte ich mir die Chance nicht entgehen lassen, erstmals am württembergischen Meisterturnier teilzunehmen. Erstaunlicherweise war die Motivation bei vielen anderen Spielern jedoch gering. Mit Mühe brachten die Organisatoren 14 Teilnehmer zusammen – ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals so wenige waren. Der eigentlich qualifizierte Bernd-Michael Werner spielte derweil, wohl aus finanziellen Erwägungen, erneut im Kandidatenturnier. Neue Freunde gewann er dadurch nicht, aber immerhin einen bescheidenen Geldpreis. Woran das geringe Interesse lag, kann ich nicht nachvollziehen. Das Turnier wurde vom TSV Willsbach unter Federführung von Gustav Döttling exzellent organisiert, das Spiellokal im neuen Gymnasium war einwandfrei und zudem ist die Gegend durchaus reizvoll. Als gelungene Punkte des Rahmenprogramms sind u.a. ein Trainingsabend mit GM Fabian Döttling (Willsbacher Eigengewächs!) und eine Weinprobe (super!) zu nennen. Meine Unterkunft im nahe gelegenen Landgasthof erwies sich als gute Wahl: Zwar war das Bett wieder mal zu kurz, aber dies wurde durch die schöne Umgebung, den freundlichen Service und das ausgezeichnete Frühstücksbüffet mehr als aufgewogen. Ganz in der Nähe befand sich der Breitenauer See mit riesiger Grünanlage rings herum – wie geschaffen für Spaziergänge, Entspannung und Partievorbereitung. Da ich mein Fahrrad mitgenommen hatte, konnte ich auch Ausflüge in die nähere Umgebung unternehmen, etwa zur Burg Löwenstein mit herrlichem Panoramablick. Da auch das Wetter mitspielte, habe ich die freien Vormittage sehr genossen. Ich kann die Region wirklich nur empfehlen – schöne Landschaft, guter Wein, nette Menschen, was will man mehr? Irgendwie hat man das Gefühl, hier ist die Welt noch in Ordnung. Bei Gelegenheit komme ich gerne wieder.

 

Aber ich war ja nicht nur zum Spaß da, sondern “musste” auch noch ein wenig Schach spielen. Als Nr. 11 der Setzliste konnte ich mir nicht allzu viel ausrechnen; im Prinzip wollte ich einfach interessante Partien spielen und das Kräftemessen mit der ungewohnt starken Gegnerschaft genießen. Zum Auftakt bekam ich es mit dem ehrgeizigen Stuttgarter Jungtalent Andreas Strunski zu tun. Dessen Königsinder ging ich recht ambitioniert an, übersah dabei allerdings einen Konterzug, der mich zu einem strategisch unerwünschten Leichtfigurentausch zwang. Immerhin behielt ich aufgrund der heterogenen Rochaden praktische Chancen. Mit einem doppelten Bauernopfer ging ich alsbald aufs Ganze und wurde schneller belohnt als ich zu träumen gewagt hätte. Trotz langen Brütens übersah der Jungmeister ein relativ simples Damenopfer-Motiv, das schnell zum Matt führte. Ich konnte meinen Augen kaum trauen; ein Spieler mit über 2200 DWZ sollte so etwas normalerweise im Schlaf sehen. In der 2. Runde hatte ich die große Chance, einen zweiten Sieg nachzulegen. Michael Rupp trug seinen Nimzo-Inder sehr unsicher vor und ich gewann bald einen Bauern, wenn auch auf Kosten eines gewissen Entwicklungnachteils. Es hätte einige Möglichkeiten gegeben, den Vorteil zu verwerten, z.B. mit einer geschickten Rückgabe des Bauern zwecks Aktivierung der Figuren, aber leider fand ich nicht den richtigen Dreh. Das resultierende Remis war im Prinzip ein verschenkter halber Punkt. Auch in der 3. Runde kam ich glänzend aus der Eröffnung, nachdem der vermeintlich theoriestarke Jens Hirneise meinen beschleunigten Drachen verblüffend schwach behandelt hatte. Nach gerade mal zehn Zügen stand ich mit Schwarz klar besser und hatte ungefähr vier aussichtsreiche Fortsetzungen zur Verfügung. Mit sicherer Hand wählte ich jedoch eine fünfte, die auf einem blödsinnigen Rechenfehler basierte. Über diesen Fauxpas war ich so schockiert, dass ich die Partie recht zügig abschenkte. Wirklich ärgerlich, eine so gute Stellung so schnell zu verlieren. In der 4. Runde wagte ich gegen Thilo Kabisch nach langjähriger Abstinenz wieder einmal einen “echten” Drachen und wurde prompt daran erinnert, wieso ich die Eröffnung damals aufgegeben habe. Detaillierte Theoriekenntnisse und ganz präzises Spiel sind hier vonnöten, ansonsten kann man gleich daheim bleiben. Leider hatte ich nur eine ganz spezielle Variante vorbereitet, den sog. “Chinesischen Drachen” mit frühem Tb8. Da dies gegen die von Thilo gewählte Zugfolge mit Rochadeverzögerung jedoch nicht besonders gut ist, musste ich umdisponieren und schwamm bald hilflos im Variantenozean. Das von mir gewählte Qualitätsopfer auf d5 ist in manchen Abspielen stark, aber in diesem Fall wohl nicht. Zudem sah ich zu spät Thilos starke Idee, eine Figur für drei Bauern zu geben. Der weitere Partieverlauf war zwar noch recht farbig und interessant, aber letztlich konnte ich das Blatt nicht mehr wenden. Als Kuriosität kann man meine Partie der 5. Runde gegen Dietmar Guski bezeichnen. Wenn man bis zum 27. Zug ausgetretenen Pfaden folgt und drei Züge später Remis macht, kann man normalerweise von Arbeitsverweigerung sprechen, doch das war es keineswegs. Mein Gegner wählte ein eigenartiges Abspiel im Modernen Benoni: Schwarz strebt eine Stellung an, in der er einen Bauern weniger und die schlechtere Struktur hat, wobei er aber hofft, den Bauern zurückzugewinnen und das resultierende Endspiel remis zu halten. Keine allzu verlockenden Aussichten, aber auch Weiß muss sehr präzise vorgehen, um sich ernsthafte Gewinnchancen zu erhalten. Die Variante ist extrem weit ausanalysiert, aber das Interessante war, dass wir beide keinen blassen Dunst von der Theorie hatten und uns alles am Brett erarbeiten mussten. Man muss sagen, dass wir unsere Aufgabe erstaunlich gut lösten. Man muss vor allem Guski Respekt zollen, der u.a. eine einstige Topalow-Neuerung locker-flockig am Brett fand und sich auch sonst sehr präzise verteidigte. Ohne davon die leiseste Ahnung zu haben, folgten wir lange einer Partie Karpow-Topalow, von der ich erst im 27. Zug abwich. So etwas habe ich auch noch nicht erlebt. Wie sich herausstellte, fand Karpow in einer späteren Partie gegen Judit Polgar eine Mikro-Feinheit im 21. Zug, die etwas mehr Gewinnchancen verspricht. Wenn allerdings selbst Karpow dafür zwei Anläufe braucht, kann man von mir wohl auch nicht mehr erwarten. Auch meine Partie der 6. Runde gegen Achim Engelhart war eröffnungstheoretisch bedeutsamer als wir am Brett ahnten. Im Angenommenen Damengambit reproduzierte ich “aus Versehen” eine Neuerung von Sasikiran, auf die Engelhart jedoch m.E. besser reagierte als Iwantschuk in der Stammpartie. Danach fiel mir nichts Besseres ein, als eine Zugwiederholung anzubieten, doch Engelhart wich mit einer riskanten Fortsetzung aus. “Wenn er Probleme haben will, bitteschön”, dachte ich mir, übernahm die Initiative und führte die Partie nach einem Bauerngewinn relativ sauber zum Sieg. In meiner Schwarzpartie der 7. Runde gegen den Drachen-Experten Ufuk Tuncer war mir eher nach einem soliden Spanier zumute, als mich auf dessen Spezial-Terrain zu begeben. Es entstand eine eigenartige, strategisch äußerst anspruchsvolle Stellung, die ich, wie ich ehrlich zugeben muss, nicht richtig begriff. Nachdem ich einen fetten Zentralspringer auf e4 befestigt hatte, meinte ich, nicht schlechter stehen zu können, doch die Angelegenheit war wesentlich komplexer als ich dachte. Leider unterlief mir dann in einer immer noch recht unklaren Stellung ein Rechenfehler, der mich eine Qualität kostete. Danach war die Partie nicht mehr zu retten. Während ich hier tendenziell zu optimistisch eingestellt war, traf in der 8. Runde gegen Olaf Schmidt das Gegenteil zu. Mit dem Witolinsch-Gambit im Nimzo-Inder (frühes ....b5!?) konfrontiert, gefiel mir die Stellung schon bald nicht mehr so recht, dabei war die Sache, wie eine nähere Analyse zeigte, keineswegs so übel. Zwischenzeitlich sieht der Computer mich sogar deutlich im Vorteil, wobei ich aber an die kritische Zugfolge keine Sekunde dachte. Die Analyse mit den modernen Programmen kann manchmal schon deprimierend sein; teilweise ist das für mich Schach von einem anderen Stern, völlig außerhalb meiner Vorstellungskraft. Selbst kurz vor Schluss war mittels eines Figurenopfers der Kampf noch offen zu gestalten, doch ich verwarf dieses leider aufgrund zu oberflächlicher Berechnung und ließ mich von Olaf recht sehenswert zerlegen. In der Schlussrunde wollte ich dann schon noch mal gewinnen, so dass ich gegen Moritz Kracke erneut den Drachen auspackte. Körperlich fit war ich dafür eigentlich nicht, nachdem mich mein Zimmernachbar zu unchristlicher Zeit mit monströsem Geschnarche aus dem Schlaf gerissen hatte. Der Mann sollte mal zum Arzt gehen, da kann irgendwas nicht stimmen. Allerdings zeigte sich auch Moritz mit einem frühen Qualitätseinsteller ziemlich von der Rolle. Danach war die Parte für mich beliebig gewonnen – zu beliebig vielleicht, denn ich brachte tatsächlich das Kunststück fertig, sie noch zum Remis zu verschustern. Dafür bedurfte es wahrlich ausgebuffter Manöver. Eigentlich war selbst die Schlussstellung noch besser für mich, aber die erforderliche Variante sah ich wieder mal nicht.

 

Insgesamt also ein Turnier mit Licht und Schatten für mich, wobei ich aber hauptsächlich froh war, überhaupt einmal gegen so viele starke Gegner am Stück spielen zu können. Gerade hierbei stößt man an seine Grenzen und merkt, woran man arbeiten muss. Bei mir war es ganz klar die Variantenberechnung – viel zu viele gute Stellungen verdarb ich, weil einfach meine Berechnungen nicht sauber waren. Vom strategischen Verständnis her haben mir dagegen auch die höher eingeschätzten Spieler wohl nicht allzu viel voraus. Der neue Meister Jens Hirneise etwa legte die Partie gegen mich katastrophal an, blieb dann aber einfach cool und nutzte die sich ihm bietenden Chancen. So ist das eben im Schach – wichtig ist nicht, was man für Stellungen bekommt, sondern was man daraus macht. Gratulation also an Jens für diesen großartigen Turniersieg.

 

Lange Zeit hatte es nach einem Sieg meines alten Bekannten Boris Latzke ausgesehen, der nach fünf Runden noch 100 Prozent und 1,5 Punkte Vorsprung hatte. Unter anderem fügte er Hirneise dessen einzige Niederlage zu. Während Boris dann aber mit drei Niederlagen am Stück schwächelte, zogen die stabiler agierenden Jens Hirneise und Ufuk Tuncer davon, um am Ende punktgleich bei 7,5/9 zu landen. Letzterer hatte leider große Mühe, seine schlechtere Buchholzwertung zu verkraften und ging dazu über, den Modus zu kritisieren und andere Teilnehmer herabzuwürdigen. Sehr bedauerlich, einen so schlechten Sportsgeist hat das Turnier nicht verdient. Ebenfalls nicht in Ordnung war das Verhalten von Michael Rupp, der nach einer verzockten Gewinnstellung gegen Thilo Kabisch aus dem Turnier ausstieg. Was wäre, wenn alle so reagieren würden?

 

Diese leisen Misstöne konnten nichts daran ändern, dass es ein wunderbares Turnier war. In punkto Organisation und Gastfreundschaft setzten die Ausrichter hohe Maßstäbe, dafür an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Gustav Döttling und alle anderen Helfer!

 

 

 

 

17. Apolda-Open (28.- 31.08.2008) (Bericht von Martin Schmidt)

 

(Abschlusstabelle hier)

Als Neu-Königskind reiste ich Ende August zum Schachopen in Apolda, um mich nach einer langen Pause - die letzte ernste Partie lag schon mehr als drei Monate zurück, war die letzte der Bezirksliga im Aachener Schachverband und ging im übrigen schrecklich verloren - wieder ins Schach einzuspielen. Nachdem ich nach der üblichen Suche meine Pension gefunden hatte und mich etwas von der Reise erholt hatte, ging es zu dem Turnierort, der Stadthalle. Drei Minuten Fußweg, dann war ich bereits da und spulte die übliche Prozedur ab. Anmelden, Turniersaal erkunden, Getränke kaufen.
Los ging es endlich um 18:30 und als ersten Gegner hatte ich, wie erwartet, natürlich einen von ganz oben. IM Marco Thinius erwartete mich mit Weiß. Ich spielte skandinavisches Gambit, um mir mal zeigen zu lassen, wie man richtig dagegen spielen kann. In meinem bisherigen Schachclub war das so eine Modeeröffnung. Kurz gesagt: Er hat es mir gezeigt. Astrein überspielt und am Ende dann eine kleine Mattkombination abgelassen. Wie üblich also mit 0 Punkten in das Turnier gestartet, allerdings hatte ich mir auch nicht mehr ausgerechnet.
In der zweiten Runde am nächsten Tag kam mit Michael Luda der erwartete Aufbaugegner. An die 1500 Punkte, allerdings schon über 60 Jahre alt. Die Art von Spieler also, die ich in die Kategorie “zäher Sack” einordne. Punktemäßig schwach, aber enorm unangenehm. Es kam erneut das skandinavische Gambit aufs Brett. Nach einem Fehlgriff von ihm bereits in der Eröffnung konnte ich allerdings seinen König dazu zwingen, sich zu bewegen. Um seine Figuren zu befreien, versuchte er ein Bauernopfer, das allerdings nach einigem Hin und her, in dem ich mich schon sehr unangenehm fühlte, nach hinten losging. Die endgültige Entscheidung fiel, als er eine Kombination falsch berechnete und einfach eine Figur einstellte, der er wenig später noch eine zweite folgen ließ. Wie im Schweizer-System üblich, ging es danach direkt wieder nach oben. Gegen Lokalmatador Matthias Schmidt, was scheinbar schon einige seiner Vereinskameraden zu Witzeleien veranlasst hat. Gegen mein Lb4 im Franzosen antwortete er Dd3, was ich überhaupt nicht kannte und nie gesehen hatte. Ich bekam relativ aktives Spiel, musste dann allerdings leider meinen Läufer geben und wir landeten in einem typisch-französischen Endspiel. Der Läufer von Weiß war etwas stärker als mein Springer und Weiß hatte Angriffschancen auf die Rochadestellung, im Gegenzug war die schwarze Bauernstruktur etwas besser. Um anzugreifen, opferte Weiß einen Bauern und musste später in bereits leicht schlechterer Stellung (laut Fritz) ins Remis einwilligen. Ich wollte mich erst einmal konsolidieren.
In der vierten Runde hatte ich Weiß gegen Frank Hablizel aus Reutlingen. Nachdem ich meine Eröffnungsprobleme gegen Aljechin mehr oder wenig gelöst hatte, vereinbarten wir bereits im 15. Zug Unentschieden und ich durfte mein erstes Kurzremis feiern. Zur Strafe erhielt ich in der fünften Runde den bisher stark aufspielenden Christian Plankl, mit DWZ 1357 mein schwächster Gegner im gesamten Turnier. Er spielte im Franzosen die Abtauschvariante und wurde dafür auch gebührend bestraft: Dh4+, gefolgt von Sxg3, die alte Falle. Nach einem weiteren Fehler von ihm hatte ich bereits zwei Qualitäten mehr und nachdem es dann Dame und Turm gegen Läufer und Springer stand, gab er endlich auf.
Am letzten Tag begannen die Partien bereits um 9 Uhr und nach einigen wirren Träumen in der Nacht erschien ich etwas unausgeschlafen. Gegen Karsten Bodzyn, DWZ 1924, erhielt ich im Rossolimo eine recht gute Stellung, griff dann jedoch ein paar Mal daneben und ermöglichte ihm einen Angriff auf meine Rochadestellung, der ihm letztendlich einen Bauern Vorsprung einbrachte. Anstatt weiterzukämpfen und vor allem ihn in Zeitnot zu bringen - für 20 Züge hatte er gerade einmal 10 Minuten zur Verfügung - rechnete ich nicht mehr richtig und gab dann zwei Züge vor dem Matt auf.
In der siebten Runde ging es wieder nach unten, allerdings nicht so weit wie gewohnt. Rainer Waibel hieß mein Gegner, mit einer Spielstärke von ca. 1600. Er eröffnete c4 und ich spielte mit der Aufstellung e5/f5 die schärfste Variante dagegen. Der Kampf war recht ausgeglichen, bis ich einen mir immer noch unglaublichen Fehler machte, der Weiß erlaubte direkt eine Figur zu gewinnen. Zu meinem Glück war mein Gegner jedoch auf Schach fixiert und ging an der Gelegenheit vorüber. Kurze Zeit später opferte er zwei Figuren, was ich allerdings bereits berechnet und für inkorrekt befunden hatte. Es war auch inkorrekt und zwar absolut. Der Kampf wurde dann schnell durch ein Matt beendet. Somit für mich 4 aus 7 und ein durchaus akzeptables Ergebnis, allerdings bei weitem keine akzeptablen Partien. Zum Glück weiß das bald niemand mehr…
An der Spitze schlug indes Ilja Schneider den bisherigen Spitzenreiter Lev Gutman und komplettierte das Siegerquartett: Michal Konopka, Joachim Brüggeman, Ilja Schneider und Ferenc Langheinrich sind die geteilten Sieger des 17. Internationalen Apolda-Open.

 

4. Casino-Open Luzern (14.-17.08.2008) (Bericht von Michael Schwerteck)

 

(Abschlusstabelle hier)

 

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, liebe Leser, aber nach meinem Empfinden stellt sich in den Sommerferien weniger die Frage, ob man ein Schachturnier spielt, sondern wo man spielt. “Not playing chess is a disaster”, wie Kasparow einmal treffend bemerkte, kurz bevor er seine Karriere trotzdem beendete, und da Matthias es ähnlich sah, machten wir uns auf Turniersuche und entschieden uns letztlich für das Casino-Open in Luzern. Gegen dieses Turnier sprachen zwar der doppelrundige Modus, die moderne Dauerzeitnot-Bedenkzeit und die Schweizer Preislage, dafür hingegen das exklusive Spiellokal direkt am Vierwaldstätter See, die schöne Stadt Luzern und nicht zuletzt der Mangel an Alternativen im gewünschten Zeitraum.

 

Aufgrund der zentralen Lage hatten wir uns das Hotel Weinhof ausgesucht. Die Zimmer erwiesen sich als akzeptabel, wenn auch für ein Dreisternehotel doch leicht enttäuschend: Der Schrank war arg klein, die Lampe arg dunkel, der Rolladen arg lichtdurchlässig und die Betten arg kurz. Irgendwie scheinen die meisten Hoteliers dieser Welt immer noch nicht kapiert zu haben, dass eine Körpergröße über 1,80 m heutzutage nichts Exotisches mehr ist und eine entsprechende Bettenlänge erfordert. Und entsprechende Bettenlänge, liebe kleinwüchsige Hoteliers, heißt nicht etwa 1,85 m (wie hier) oder 1,90 m, sondern 2 m, denn zur eigentlichen Körpergröße kommen noch die Füße dazu, die der Mensch im Schlaf nach hinten auszustrecken pflegt, was natürlich erst recht nicht geht, wenn einem (wie hier) am Fußende ein Brett im Weg steht. Ist das wirklich so schwer zu begreifen? Na gut, wenigstens blieben wir nur vier Tage, so lange ließ es sich schon noch aushalten.

 

Am Anreisetag hatten wir noch ein wenig Zeit, die Stadt zu erkunden und dann ging es auch schon los mit dem Schach. Besonders toll besetzt war das Turnier in der Spitze nicht, aber in der Breite gab es genügend ordentliche Gegner und zudem nur wenige deutlich Schwächere, da die Einstiegsgrenze im Meisterturnier bei 1850 lag. Für gewisse Unklarheiten sorgte noch der ausgeschriebene Bedenkzeitmodus. Dass die Formulierung “40 Züge in 100 Minuten plus 30 Sekunden pro Zug” verwirrend und sinnlos ist, kapierten alle, nur nicht die Turnierleitung, die auch nach diversen Fragen und Reklamationen stocksteif hierauf beharrte. In Wirklichkeit galt die genannte Zeit für die ganze Partie und den Bonus gab es vom ersten Zug an. Leider kam es dann sogar so weit, dass ein Teilnehmer aufgrund einer falschen Interpretation der Regel die Zeit überschritt und aus Protest aus dem Turnier ausstieg. Nicht dass dies die Turnierleitung irgendwie dazu bewogen hätte, die Formulierung zu überdenken.

 

Besonders hochklassiges Schach wurde in Luzern nicht geboten. Daran änderte auch das begleitende Duell zwischen den bekannten Großmeistern Robert Hübner und Yannick Pelletier nichts. Die beiden fabrizierten zunächst in zwei Partien mit langer Bedenkzeit jeweils staubtrockene Remisen und setzten dann mit zwei Schnellpartien fort. Keine Ahnung, was dort los war, denn schlauerweise fanden die Open-Partien zeitgleich statt, so dass kein Mensch etwas mitbekam. Jedenfalls setzte sich Hübner im Schnellschach mit 1,5:0,5 durch. Im Open wusste keiner der Favoriten so recht zu überzeugen; jeder hatte seine schwachen Momente. Dass man mit 5,5/7 alleiniger Erster werden kann, hätte ich nicht gedacht. Was der Turniersieger Meijers schachlich zu bieten hatte, fand ich für einen GM ehrlich gesagt vergleichsweise schwach, aber nachdem er in den Runden 5 und 6 auf unbekannte Weise zwei totremise Stellungen noch gewann, war der Weg zum Sieg dennoch frei. Elofavorit Bojkov konnte zwar gegen Meijers gewinnen, doch ansonsten lief bei ihm nichts zusammen.

 

Kommen wir zum Turnierverlauf der beiden großen Königskinder: Die Auftaktrunde verlief mühevoller, als uns lieb war. Trotz jeweils ca. 250 Elopunkten Übergewicht leisteten unsere Gegner beide derartig zähe Gegenwehr, dass jeweils nichts Besseres als ein ausgeglichenes Endspiel heraussprang. Während Matthias‘ 86-jähriger (!) Gegner (fortan sein Lieblingsspieler) dann aber noch einen Turm einstellte, musste ich mich trotz hartnäckiger Bemühungen mit einem halben Punkt begnügen. In der 2. Runde gewann Matthias überzeugend, nachdem der Gegner sein Réti-System allzu forsch angegangen war. Ich bekam einen Gegner der unangenehmsten Sorte zugelost: 13 Jahre jung, elomäßig klar unterbewertet, keine Partien in der Datenbank, theoretisch beschlagen, taktisch gefährlich. Nachdem ich einen Königsinder nicht optimal behandelt hatte, ließ ich mich allzu früh zu Verzweiflungsaktionen hinreißen und wurde vom Youngster (fortan mein Lieblingsspieler) überzeugend abgestraft. In der 3. Runde bekam Matthias gegen den bosnischen IM Kelecevic ein scharfes Abspiel der Tarrasch-Verteidigung aufs Brett, in dem er sich bestens auskannte, so dass es zu einem lockeren Schwarzremis reichte. Ich selbst kam endlich zu meinem ersten Sieg, zu dem ich angesichts des schwächlichen Spiels meines Gegners nur 18 Züge brauchte. Hinterher staunte ich nicht schlecht, als ich feststellte, dass 16 dieser 18 Züge in einer keineswegs besonders geläufigen Eröffnungsvariante schon vor 15 Jahren in einer deutschen Zweitligapartie vorkamen. In der 4. Runde konnte Matthias gegen den starken Schweizer FM Roland Lötscher mit solidem Spiel einen weiteren halben Zähler einfahren. Währenddessen gelang mir ein recht überzeugender Sieg gegen den Stonewall, der mir erst- und letztmals einen positiven Score einbrachte. In der 5. Runde spielte Matthias zur Abwechslung mal wieder remis, diesmal gegen den aufstrebenden jungen Deutschen Andreas Heimann (Elo 2433). Wieder trotz der schwarzen Steine ohne jegliche Probleme, eher im Gegenteil. Bei mir gab es leider ein Déjà-vu-Erlebnis: wieder ein junger Gegner (diesmal 16 Jahre), wieder deutlich unterbewertet, wieder theoretisch bestens gerüstet, wieder wurde eine kleine Ungenauigkeit in der Eröffnung gnadenlos ausgenutzt. Immerhin konnte ich mich damit trösten, dass jede Menge GMs und IMs schon denselben Eröffnungsfehler begingen wie ich, darunter ein gewisser Magnus Carlsen (der Bengel hielt aber noch remis). In der 6. Runde bekam Matthias meinen jungen Gegner aus der Vorrunde zugelost. Mit scharfem Spiel wollte er Rache für seinen Vereinskameraden üben, doch es sprang schließlich nicht mehr heraus als der Rückgewinn des Gambitbauern mit folgendem Remisschluss. Derweil fabrizierte ich meine wohl schwächste Partie im Turnier, die zwar nach nur 16 Zügen remis endete, in der jedoch beide Kontrahenten so viele Dinge übersahen und falsch einschätzten, dass man damit ein halbes Buch füllen könnte. Wir wollen darüber lieber den Mantel des Schweigens hüllen und den frühen Rundenbeginn als Ausrede vorschieben. Vor der Schlussrunde lag Matthias mit 4/6 und guter Buchholz noch sehr gut im Rennen um die Geldpreise, ggf. in der Elokategorie unter 2300. Schon mit einem weiteren Remis wären wohl einige Fränkli zusammengekommen. Blöderweise kam er jedoch gegen den stärksten aller denkbaren Gegner, den aufstrebenden jungen IM Oliver Kurmann, der kurz zuvor beim Politiken-Cup in Dänemark noch eine GM-Norm erzielt hatte. Der junge Meister wählte ein etwas dubioses Abspiel der Tschigorin-Verteidigung und stand wohl zunächst schlechter, doch in einem komplexen Endspiel setzte sich schließlich sein Tschigorin-typisches Springerpaar gegen das Läuferpaar durch. Schade für Matthias, der durch seine einzige Niederlage im Turnier doch noch leer ausging. Auch mein Turnierabschluss war nicht viel erfreulicher. Mein Gegner folgte zunächst in der Spanischen Partie dem nicht allzu überzeugenden Vorbild Steinbrück-Kramnik (!), auch wenn er dann etwas solider fortsetzte als der Finanzminister. Der Partie bewegte sich einige Zeit in ruhigem und halbwegs ausgeglichenem Fahrwasser, bis es mir irgendwann zu dumm wurde und ich mich bei beidseits knapper Zeit auf schwer zu durchschauende taktische Verwicklungen einließ. Aufgrund meiner Müdigkeit und dem alarmierenden Gepatze am Vormittag wohl ein Fehler, aber ich wollte es einfach noch mal wissen. Natürlich kam es dann, wie es kommen musste: Nachdem ich eine ganze Reihe von Remisfortsetzungen bewusst verschmäht hatte, pokerte ich schließlich zu hoch (immerhin waren wir doch in einem Lokal für Glücksspiele) und verlor.

 

Sportliches Fazit: Ich denke, Matthias kann trotz des negativen Abschlusses mit seinem Auftreten zufrieden sein. Man merkte, dass er Gegnerschaft zwischen 2350-2450 Elo gewohnt ist und mit dieser absolut mithalten kann. Probleme hat er eher damit, schwächere Gegner zu besiegen; hierfür fehlt seinem Spiel vielleicht ein gewisser Schuss Gift.

Mein eigenes Ergebnis (3/7) liest sich auf dem Papier recht miserabel und ich habe wahrscheinlich auch eine größere Menge Elopunkte eingestellt. Dennoch war ich mit meinem Spiel gar nicht einmal so unzufrieden. Während in meinen Verlustpartien bei aller Objektivität sicher ein bisschen Pech im Spiel war, hatte ich durchaus auch ganz gute Phasen und kann mir alles in allem nicht wahnsinnig viel vorwerfen.

 

So war unsere Stimmung auch nach Turnierende weitgehend ungetrübt und wir ließen den Abend zunächst mit einem opulenten chinesischen Menü ausklingen. Gelungen war dann vor allem auch der folgende Tag, den wir uns für außerschachliche Unternehmungen freigenommen hatten. Zunächst ging es bei fantastischem Wetter mit der Zahnradbahn auf den Luzerner Hausberg Pilatus (schweineteuer, aber es hat sich gelohnt), danach blieb noch genügend Zeit für eine zweistündige Seerundfahrt. Auch die Heimreise mit der Bahn, die wir mit dem Lösen von Studien verbrachten, war recht vergnüglich. Unter anderem knackten wir (na ja, vor allem Matthias) ein “Serienhilfspatt in 153 Zügen” (alles klar?). Insgesamt kann man also von einer gelungenen Tour sprechen.

 

(Partien aus Luzern können online in unserer Partienrubrik nachgespielt werden)

 

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